Westpfalz: Die EAK unterwegs in einer Militärregion

Die Westpfalz ist eine Region, die wie keine zweite vom Militär geprägt ist. Vor allem das US-Militär ist hier präsent. Rund 57.000 Soldatinnen und Soldaten, Zivilbeschäftigte und deren Familien leben hier. Zum Vergleich: Die Stadt Kaiserslautern hat etwa 100.000 Einwohner, der die Stadt umgebende Landkreis Kaiserslautern ebenso. Dies zeigt die Bedeutung, die die Militärangehörigen aus den USA, aber auch aus anderen NATO-Staaten hier haben, aber auch, welch dominierende Rolle sie spielen.

Seit Anfang der 1950er Jahre ist das Militär in der Westpfalz. Zuerst die französischen Streitkräfte, da die Pfalz zur französischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte. Sie übernahmen Kasernen und Einrichtungen der deutschen Armee, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg hier erstmals Kasernen errichtete.

Danach kamen die Amerikaner, die die Westpfalz zu einem Flugzeugträger des Westens ausbauten, mit zahlreichen Einrichtungen, Lagern, Depots. Heute ist die Westpfalz der größte US-Militärstützpunkt außerhalb der Vereinigten Staaten. Zur „Kaiserslautern Military Community“ gehören Kasernen in Kaiserslautern, ein Munitionsdepot in Bruchmühlbach-Miesau, in Landstuhl ein Krankenhaus, und schließlich die Air Base Ramstein.

Wie das Militär diese Region prägt, sowohl ökonomisch, aber auch schon allein durch die sichtbare Präsenz von Zäunen, Militärfahrzeugen, deutlich erkennbaren Militärgebäuden, Straßenschilder mit Hinweisen auf die Einrichtungen und vieles mehr, davon konnte sich die EAK überzeugen, die im Rahmen ihrer Jahrestagung in Ludwigshafen eine Exkursion in die Westpfalz unternahm.

Die zweifellos größte und dominierende Einrichtung ist die Air Base Ramstein. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die deutsche Luftwaffe einen Abschnitt der noch nicht fertiggestellten Autobahn Saarbrücken-Mannheim als Behelfsflugplatz eingerichtet, auf der Autobahn. 1951 begannen die Franzosen und die US-Amerikaner hier mit dem Ausbau der Anlage. Mittlerweile ist hier das Hauptquartier der amerikanischen Luftwaffe untergebracht, das Militärkrankenhaus ist das größte außerhalb der USA. Für Drohneneinsätze im Rahmen des „Kampfes gegen den Terror“ spielt die Air Base eine wichtige logistische Rolle, ebenso für Transportflüge in den Nahen und Fernen Osten. Lange Zeit befand sich hier ein Atomwaffendepot. Und jetzt beim Ukraine.Krieg ist Ramstein zu einer zentralen Schaltstelle der NATO geworden.

Das „docu center ramstein“ am Ortseingang von Ramstein widmet sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung und der Vermittlung der nicht immer ganz einfachen und vielfältigen Geschichte der Air Base Ramstein und der amerikanischen Soldatinnen und Soldaten in der Region. Über die Anfänge, über die Kontakte zwischen den US-Amerikanern und der einheimischen Bevölkerung, die amerikanische Kulturvermittlung in der Pfalz, das schwere Unglück beim Flugtag 1988 und in Sonderausstellungen immer wieder auch besonderen Themen.

2007 wurde diese Einrichtung durch die Verbandsgemeinde Ramstein-Miesbach gegründet, untergebracht in Containern. Hier gibt es eine einzigartige Dokumentation von Dokumenten, Objekten und Informationen, die einen Einblick erlauben in diese besondere Welt. Auch davon überzeugten sich die EAK-Mitglieder.

Doch diese Geschichte ist nicht zu Ende, ist nicht nur etwas für Museen und Dokumentationszentren. Sie geht weiter. Denn die Militärpräsenz wird weiter ausgebaut, aktuell entsteht ein neues Militärhospital mit 4000 Zimmern. Eine Milliarde Euro werden hier investiert, auch die bundesdeutsche Regierung beteiligt sich daran. Ein Ende dieser Militärpräsenz ist nicht in Sicht. Und auch, wenn das NATO-Truppenstatut eine Kündigung des Stationierungsvertrages innerhalb von zwei Jahren möglich machen würde, so ist dies nicht gewünscht, weder von der großen Mehrheit der Menschen in der Westpfalz, noch von der deutschen Politik, die eine solche Kündigung aussprechen müsste.

„Die Westpfalz ist, was das Militär angeht, ein Gebiet, wo sich sehr viel bewegt. Hier sind US-Amerikaner, Militärangehörige aus anderen NATO-Staaten, aber auch aus Ländern, die nicht der NATO angehören.“ Das sagt Ralf Hersina. Er ist ehrenamtlicher Stadtbürgermeister von Landstuhl, einer Stadt, die zu den wichtigen Standorten der Kaiserslautern Military Community gehört.

Er betont, dass die Streitkräfte in der Region einen wichtigen Wirtschaftsfaktor auch für seine Stadt ausmachen. Mehr als die Hälfte der Gastronomie profitieren von den Soldatinnen und Soldaten. Auch wenn die Region touristisch interessant und reizvoll ist, spielt der Tourismus hier keine Rolle. Denn die Hotels sind durch das Militär bis zu 80 Prozent kontinuierlich ausgebucht. Da besteht keine Notwendigkeit einer touristischen Werbung für die Westpfalz, die für eine Stadt wie Landstuhl sehr vielen Hotelzimmer und Privatunterkünfte sind belegt. Und auch, was den Wohnraum angeht, spielt das Militär eine wichtige Rolle. Denn die Streitkräfte zahlen hier die hohen Mieten, billiger Wohnraum für die einheimische Bevölkerung ist rar oder nur in der ländlichen Umgebung zu bekommen. Das Militär treibt die Preise hoch. „So gibt es hier, was das Militär angeht, zwei Seiten“, so Bürgermeister Hersina im Gespräch mit der EAK. Das Militär sorge hier für Wohlstand für einige, aber nicht für alle.

Diese zwei Seiten gelten auch für die Kontakte zwischen der einheimischen Bevölkerung und dem Militär. „Lange Zeit waren die Einrichtungen offen, konnten frei betreten werden“, betont der Bürgermeister. Doch nach dem RAF-Attentat 1981 wurden die Einrichtungen zunehmend abgeschlossen, erst recht nach den späteren Kriegen im Nahen und Fernen Osten. Heute kann die Air Base wie andere Einrichtungen nur noch mit speziellen Ausweisen betreten werden.

Die Militärangehörigen finden in den Einrichtungen der US Army Einkaufsmöglichketen, hier sind eigene Schulen, Infrastruktureinrichtungen. Sie müssten die Einrichtungen nicht verlassen, manche tun es auch nicht. Doch immer wieder kaufen Militärangehörige auch in deutschen Kaufhäusern. Auch gibt es durchaus Kontakte zur einheimischen Bevölkerung. Die militärische Bedeutung der Einrichtungen in der Westpfalz wird von der einheimischen Bevölkerung kaum in Frage gestellt, doch bei Kriegen herrscht auch Angst, weil vielen bewusst ist, dass eine bedeutende militärische Einrichtung wie die Air Base auch ein Angriffsziel für potenzielle Gegner ist.

„So zeigt das Militär hier viele Facetten. Es bringt Wohlstand, es macht auch Angst, viele ehemaligen Militärangehörigen sind geblieben, weil sie die Region reizvoll finden“, so der Bürgermeister. Für die Kommunen hat das nicht immer nur Vorteile. Soldaten, die in Kasernen wohnen, werden nicht zu den Truppenkontingenten hinzugezählt, für die die Standortkommunen einen Finanzausgleich des Landes erhalten. Natürlich hat das Militär auch Auswirkungen auf die kommunale Infrastruktur, so beim Abwasser oder auch beim Straßenausbau. Hersina: „So gibt es hier ein Miteinander, aber auch ein Nebeneinander.“

Es gibt nur kleine Friedensgruppen, die sich in der Westpfalz kritisch mit dieser großen Militärpräsenz auseinandersetzen. Eine davon ist die Friedensinitiative (FI) Westpfalz. Seit 20 Jahren leistet die Gruppe hier Friedensarbeit. Allerdings rufen auch auswärtige Gruppen immer wieder zu Demonstrationen auf, oft in Verbindung oder mit Kontakten zu Personen, die dem rechten politischen Spektrum zuzurechnen sind und zu denen die FI Westpfalz die Zusammenarbeit ablehnt und sie daher an deren Aktionen auch nicht beteiligt ist oder daran teilnimmt.

„Wir sind hier einsame Rufer in der Wüste“, so FI-Sprecher Klaus Wirtges im Gespräch mit der EAK. Die Friedensgruppe hoffe hier auf eine Konversion, doch stoße damit in der Region auf viel Unverständnis und Widerspruch. „Wir haben hier keinen leichten Stand, und wir brauchen auch die Unterstützung von außen“, betont Wirtges. Die FI Westpfalz ist daher Mitglied der AGDF, auch pax christi gehört der FI an.

Öffentlich sichtbar ist die Friedensinitiative vor allem bei den regelmäßigen Friedensgebeten auf einem Parkplatz an der Zufahrt zur Air Base. Hier wird gebetet, das Unrecht beklagt und auf Frieden gehofft. Auch eine Pilgergruppe der ÖRK-Vollversammlung von Karlsruhe 2022 nahm an einem Friedensgebet teil. Und auch die EAK stellte sich in diese Tradition und beendete ihre Exkursion mit dem Friedensgebet, mit Gebet und Liedern. Auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens. Verbunden mit vielen Eindrücken aus einer Militärregion in Deutschland.