Studientag mit Austausch und Diskussion von Friedensarbeit und Rüstungswirtschaft

„Aufrüstung als ethische Verantwortung oder Verfehlung?“, so lautet das Thema des Studientages der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD am 30. und 31. Januar in der Evangelischen Akademie Loccum. Bei der Tagung soll es dabei zum Austausch, Gespräch und zur Diskussion von Friedensarbeit und Rüstungswirtschaft kommen.

Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor fast drei Jahren hat sich in der Debatte um die friedensethische Orientierung der evangelischen Kirche eine neue Dynamik ergeben. Mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine durch Waffenlieferungen auch aus Deutschland und der Europäischen Union, eröffnete dies auch eine breitere Diskussion über die Haltung der Kirchen zu Rüstungsindustrie, Rüstungsbeschaffung und Rüstungsexporten.

Diese Fragen spielten in friedensethischen Debatten in der evangelischen Kirche immer schon eine Rolle und waren auch Thema der EKD-Friedensdenkschriften oder friedensethischer Verlautbarungen der EKD und ihrer Landeskirchen. Gerade das Leitbild des gerechten Friedens, das die friedensethische Position der christlichen Kirchen seit langem prägt, reibt sich in hohem Maße an Themen wie Aufrüstung und Abschreckung. Auf der anderen Seite ist beispielsweise die Ukraine darauf angewiesen, Waffen zu erhalten, um sich gegen die russische Aggression zu verteidigen. Auch die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten und die Unterstützung Israels mit deutschen Waffen haben diesen Fragen neue Brisanz verliehen. 

Bei diesem Studientag der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Friedensarbeit aus den Landeskirchen und den Einrichtungen und Werken mit Friedensethikerinnen und Friedensethikern, mit Rüstungsexpertinnen und Rüstungsexperten sowie mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus der Politik diskutieren und ins Gespräch kommen. 

Beim Studientag wird dabei die Vorsitzende der Fachgruppe Rüstungsexporte der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE), Simone Wisotzki vom Peace Research Institut Frankfurt, über den Stand der deutschen Rüstungspolitik informieren. Es folgt ein Gespräch „Verantwortlich rüsten – Was heißt das nach der ,Zeitenwende´?“ mit dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, Hans Christoph Atzpodien, Julia Cuntz, Mitglied im Arbeitskreis „Wehrtechnik und Arbeitsplätze“ der IG Metall, der Generalbevollmächtigten der Diehl Stiftung, Elisabeth Hauschild sowie der Vorstandsbeauftragten für Politik und Regierungsangelegenheiten von Airbus, Claudia Oeking. Moderiert wird dieses Gespräch von dem sicherheitspolitischen Korrespondenten von ZEIT Online, Hauke Friederichs, und Niels Dubrow von Ohne Rüstung leben.

„Aufrüstung als Verantwortung oder Verfehlung: Welche politischen Leitlinien und friedensethischen Prinzipien sollten zukünftig die Rüstungspolitik bestimmen?“, lautet das Thema der abendlichen Podiumsdiskussion. Daran teilnehmen werden Corinna Bölhoff, die Leiterin der Unterabteilung „Fragen der EU-Außen- und Sicherheitspolitik, Sanktionen und Ausfuhrkontrolle“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, der EKD-Friedensbeauftragte, Landesbischof Friedrich Kramer, der Vorsitzende der Fachgruppe Rüstungsexporte der GKKE, Max Mutschler sowie die Europaabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Hannah Neumann.

Zur Frage „Logik der (Auf-)Rüstung und Abschreckung unter dem Leitbild des gerechten Friedens“ sprechen am Folgetag die Professorin für Altes Testament und Biblische Theologie, Klara Butting, die auch Leiterin des Zentrums für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung Woltersburger Mühle, ist, sowie der katholische Theologe Thomas Hoppe von der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg.

Das detaillierte Programm dieses Studientages findet sich unter: https://www.loccum.de/tagungen/2503/. Weitere Informationen gibt es bei der Evangelischen Akademie Loccum: www.loccum.de