Stephen Lakkis ist neuer Friedensbeauftragter der badischen Landeskirche
Seit September hat die Evangelische Landeskirche in Baden mit Pfarrer Stephen Lakkis einen neuen Friedensbeauftragten. Am Buß- und Bettag, am 19. November, feiert er in dieser Funktion ab 19 Uhr seine erste Friedensandacht in der Christuskirche in Pforzheim.
„In einer Zeit, in der wir einen schrecklichen Krieg in Osteuropa erleben und unser Land über den richtigen Weg zur Friedenssicherung diskutiert, ist es die Aufgabe der Kirche, die Sehnsucht nach Frieden wachzuhalten und über Alternativen zu Aufrüstung und Abschreckung nachzudenken“, so Oberkirchenrat Matthias Kreplin. „Der kirchliche Friedensbeauftragte vernetzt Menschen miteinander, die nach Möglichkeiten suchen, Versöhnung und Gewaltfreiheit Raum zu schaffen, ohne dabei naiv konkrete Konflikte und Interessensgegensätze zu überspielen. Wir sind froh, mit Stephen Lakkis einen Pfarrer und Theologen für diese Aufgabe gefunden zu haben, der seine internationalen Erfahrungen in unsere Diskussion einbringen kann.“
Der neue Friedensbeauftragte der Landeskirche hat eine bewegte Vergangenheit. Vor 52 Jahren geboren, reiste seine Familie aus dem Libanon nach Australien aus, als 1975 der Bürgerkrieg ausbrach. Nach seinem Studium der Theologie in Australien hat er in Heidelberg im Fach Systematische Theologie promoviert. 2007 ist Lakkis mit seiner Familie nach Taiwan gezogen, um dort an einem Forschungsprojekt bei der "Taiwan Foundation for Democracy" (einem Think Tank der taiwanesischen Regierung) zu arbeiten und 13 Jahre lang als Professor für Systematische und Öffentliche Theologie an unterschiedlichen Hochschulen zu lehren. Zehn Jahre lang leitete er das nationale „Taiwan Forschungszentrum für Öffentliche Theologie“.
„In dieser Funktion konnte ich konkret erleben, wie der Glaube dabei helfen kann, soziale, wirtschaftliche und politische Herausforderungen zu verstehen und sie zu verbessern“, sagt Lakkis. Sechs Jahre lang war er Gemeindepfarrer an einer großen City-Kirche in Taipeh, bevor Lakkis 2020 nach Deutschland zurückkehrte und in die badische Landeskirche wechselte.
Seit 2022 ist er als Pfarrer in Pforzheim tätig, dort nun auch weiterhin mit einer halben Stelle, während er mit der anderen halben Stelle zum Friedensbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden berufen wurde.
„Aufgrund meiner Erfahrungen im Nahen Osten und in der angespannten geopolitischen Lage in Taiwan sind mir Krieg, Konflikte und die Drohung von Gewalt kein theoretisches Konstrukt. Ich konnte direkt erleben, wie die Logik der Gewalt funktioniert, aber auch, wie Kirchen mit ihren Ressourcen und ihrem Engagement konkret dagegenwirken können“, sagt er.
Als Friedensbeauftragter ist er Ansprechperson für Friedensthemen innerhalb und außerhalb der Kirche. Zudem setzt er Impulse für die theologische Friedensarbeit der Landeskirche. Seine wichtigste Aufgabe ist die Vernetzungsarbeit mit anderen Akteuren innerhalb und außerhalb der Kirche, mit vielen Glaubensgemeinschaften, NGOs, Regierungen und Ministerien sowie mit den globalen Partnern der Landeskirche.
„Ich betrachte die Konflikte, Kriege und Ungerechtigkeiten in unserer Welt ganz nüchtern“, stellt er fest. „Aber ich weiß: Gott will nicht, dass die Welt so bleibt, wie sie ist. Daher bringe ich nicht nur eine Hoffnung, sondern auch die feste Überzeugung mit, dass unsere Gesellschaften besser, gerechter und friedlicher sein können und werden. Die Kirche existiert als strukturierte Solidarität und diese positiven Veränderungen geschehen nur in Solidarität mit Gott, miteinander und mit allen Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit engagieren. Ich freue mich, ein kleiner Teil dieser wichtigen Arbeit zu sein.“