Rückblick auf die friedliche Revolution in der DDR

Am 2. Mai blickt der „Friedenskreis Halle“ auf sein 25-jähriges Bestehen zurück. Aus der gewaltfreien Revolution im Herbst 1989 heraus hatten sich Menschen in sich neu gründenden Friedensinitiativen engagiert, die sich im Mai 1990 zum „Friedenskreis Halle“ zusammengeschlossen hatten. Mit dabei war auch der damals 20-jährige Bernd Rieche, der nach seiner Zeit als Bausoldat mithalf, diese Friedensgruppe aufzubauen.

Rolle der kirchlichen Friedenbewegung

„Ehemalige Bausoldaten und Totalverweigerer waren in der DDR in der kirchlichen Friedensbewegung treibend“, erinnert er sich. Sie waren maßgeblich daran beteiligt, einen Geist der Freiheit und zugleich der Gewaltfreiheit zu wecken und sie waren Keimzellen der immer größer werdenden Montagsdemonstrationen, ist er 25 Jahre später überzeugt. „Die Revolution der Kerzen 1989 war erfolgreich. Dass dies ohne Blutvergießen geschah, ist ein Wunder, aber auch ein Beispiel dafür, welche Kraft die Gewaltfreiheit hat“, macht er dabei deutlich. 

Dabei hätten die Arbeit der Friedensbewegung und das Engagement der Bausoldaten in der evangelischen Kirche einen großen Anteil daran gehabt, dass diese gewaltfreie Revolution erfolgreich war, betont Bernd Rieche. Zum einen hätten die Kirchen den Friedensgruppen einen Freiraum ermöglicht, zum anderen hätte aber auch die Frage der Kriegsdienstverweigerung und der Widerstand gegen die wachsende Militarisierung der DDR-Gesellschaft die Diskussion in den Kirchen belebt. „Friedensdekade, konziliarer Prozess, Kirchentage und kirchliche Veranstaltungen boten Anregungen und Raum, sich mit aktuellen gesellschaftlichen, politischen und theologischen Herausforderungen auseinanderzusetzen und neue Visionen zu entwickeln“, meint Bernd Rieche.

Der Friedenskreis Halle

Der Friedenskreis Halle, in dem sich Bernd Rieche engagierte, ließ aber auch nach der Wende und der Wiedervereinigung nicht nach, sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Er leistete humanitäre Hilfe für Menschen im ehemaligen Jugoslawien, so durch den Aufbau eines Kinder- und Jugendzentrums in Jajce in Bosnien, durch Bildungsarbeit, durch die Beratung von Kriegsdienstverweigerern, durch Jugendbegegnungen oder Demonstrationen. 

„Mir war es wichtig, dass ich meine Erfahrungen als Bausoldat anderen weitergebe und so zeigen kann, dass Konflikte auch gewaltfrei zu lösen sind“, beschreibt er die Gründe für sein Engagement. Und er ist fest davon überzeugt: „Frieden ist möglich, wenn nicht nur in Macht- und Militärkategorien gedacht wird.“

Heute ist Bernd Rieche Referent für zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitung bei der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden und engagiert sich für den Zivilen Friedensdienst und die zivile Konfliktbearbeitung. Im „Zentrum Frieden“ in der Friedenskirchengemeinde wird während des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Stuttgart die Friedliche Revolution von 1989, die Rolle der Bausoldaten und die Friedenskirche in der ehemaligen DDR Thema einer Veranstaltung am Donnerstag, 4. Juni, von 11 bis 13 Uhr sein, an der auch Bernd Rieche teilnehmen wird.

Hinweis

Die Jubiläumsfeier des Friedenskreises Halle ist am 2. Mai ab 19 Uhr im K&K Kongress- und Kulturzentrum in Halle. Bernd Rieche, der auch in Halle dabei sein wird, steht sowohl in Stuttgart wie auch vorher für Gespräche oder Interviews gerne zur Verfügung.