Renke Brahms: „Friedensarbeit im DDR-Kirchenbund darf nicht vergessen werden“

Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat das Friedenszeugnis und die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der ehemaligen DDR gewürdigt und angeregt, die friedenstheologische Arbeit des früheren „Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR“ als Quelle für die heutige Friedensarbeit nicht nur zu bewahren, sondern sie auch wieder neu zu entdecken.

„Die evangelischen Kirchen in der früheren DDR haben wichtige Denkanstöße erarbeitet, sie haben aus dem Evangelium heraus konkrete Antworten auf friedensethische Fragenstellungen gegeben und sie haben ein wichtiges Friedenszeugnis abgelegt, das auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung von EKD und Kirchenbund nicht in Vergessenheit geraten darf“, so Renke Brahms. Vor 30 Jahren, am 27. Juni 1991, war in Coburg die erste gesamtdeutsche Synode nach der deutschen Teilung zusammengekommen.

Die Friedensarbeit in den evangelischen Kirchen der früheren DDR habe eigene, wichtige Akzente gesetzt, ist der EKD-Friedensbeauftragte sicher. „Es waren oft sehr klare Positionen, die Aufmerksamkeit erregten, aber auch Kontroversen auslösten. Dabei hat der Kirchenbund auch die Auseinandersetzung mit den staatlichen Stellen der DDR nicht gescheut, sondern in kirchlichen Räumen sogar die Möglichkeit zur breiten Diskussion friedenspolitischer Fragen geboten“, unterstreicht Renke Brahms.

Der EKD-Friedensbeauftragte erinnert dabei an einige Beschlüsse des DDR-Kirchenbundes, die zu kontroversen Debatten, auch in der EKD geführt hätten. Dazu gehören für ihn die 1964 veröffentlichte Orientierungshilfe „Zum Friedensdienst der Kirche: Eine Handreichung für Seelsorge an Wehrpflichtigen“, in der die Verweigerung des Waffendienstes als „ein deutlicheres Zeugnis des gegenwärtigen Friedensgebotes“ bezeichnet wurde. Ebenso auch die 1982 von der Bundessynode in Halle formulierte „Absage an Geist und Logik der Abschreckung“ im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um atomare Mittelstreckenwaffen in Europa oder dem Beschluss der Bundessynode 1987 in Görlitz zum „Bekennen in der Friedensfrage“, so Renke Brahms.

„Nicht vergessen werden darf aber auch der Anteil der kirchliche Friedensarbeit an der friedlichen Revolution mit Kerzen und Gebeten“, macht der EKD-Friedensbeauftragte deutlich. Hier hätten die Friedensdekaden mit ihrem Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ und die Ökumenische Versammlung 1989 sicher wichtige Vorarbeiten geleistet, ist Renke Brahms überzeugt.

Darum sei es wichtig, dass diese friedenstheologische Arbeit im früheren DDR-Kirchenbund nicht in Vergessenheit geraden dürfte. „Viele Beschlüsse der Bundessynoden, viele Papiere der Friedensarbeit sind auch heute noch aktuell und können Anstöße geben. Sie sind theologische Schätze, die wiederentdeckt werden sollten“, meint der EKD-Friedensbeauftragte. Und er betont: „Diese Friedensarbeit ist in jedem Fall zu wichtig, als dass sie nun in Archiven verschwinden dürfte.“