Mehr über Rüstungsexporte nachdenken

Zu Beginn des Reformationsjahres hat die Landessynode die „Erklärung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zu deutschen Rüstungsexporten“ beschlossen. Sie wurde im März 2017 von Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July abgegeben. In der Erklärung geht es zwar um deutsche Rüstungsexporte, speziell um das Problem der Kleinwaffen, sie nimmt jedoch das Kern- und Querschnittsthema Frieden insgesamt in den Blick.

Sie ist ein Meilenstein dieser Kirche auf dem „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“. Niemand kann mehr sagen, bestimmte Friedensthemen seien kirchenpolitisch einseitig verortet oder Luthers Zwei-Reichenlehre gebiete der Kirche, zu solchen Themen zu schweigen, weil sie in den Bereich des Staates gehörten. 500 Jahre nach dem Thesenanschlag in Wittenberg ist die Evangelische Landeskirche in Württemberg gerade nicht in Dogmen erstarrt, sondern lebt aus dem Geiste Jesu.

In friedloser Zeit ist die württembergische Landeskirche in der Lage, aus Jesu Frieden heraus Stellung zu beziehen. Sie kann in den politisch kontrovers diskutierten Fragen eine theologisch fundierte Position einnehmen, Auskunft über ihren Glauben geben und Anteil am demokratischen Prozess nehmen. Die Landeskirche bewegt sich dabei im ökumenischen Horizont. Zur Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation nach Jamaica waren 2011 zehn Vertreter/innen entsandt und brachten von dort nach Württemberg die Fragestellungen mit, die die Christenheit vor allem in Kriegsgebieten bewegen.

Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Dr. Dorothee Godel und andere haben mit langem Atem den Prozess, der zur gemeinsamen Erklärung führte, voran gebracht. Herr Dr. Harald Kretschmer als Vorsitzender des Synodal- Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung hat „seinen Ausschuss“ mitnehmen können. Es wurde in den Gesprächskreisen diskutiert und schlussendlich ist die ganze evangelische Landeskirche in Württemberg den Weg bis zu diesem Meilenstein mitgegangen.

Doch wie soll es nun weitergehen?

Im Mai 2017 wurde unter der Leitung von Professor Dr. Ulrich Heckel bei einem Auftakttreffen auf Kirchenleitungsebene der vier Kirchen ein neuer Arbeitskreis eingerichtet. Dieser hat die Aufgabe, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Selbstverpflichtung der Erklärung zur Initiierung eines Runden Tisches für Rüstungskonversion umgesetzt werden könnte und eine öffentliche Diskussion über ein Exportverbot von Kleinwaffen angestoßen werden kann. Die Erklärung soll bekannter gemacht und ein Diskussionsprozess an der Basis angeregt werden.

Die vorliegende Handreichung versucht, schon jetzt zeitnah den Pfarrerinnen und Pfarrern, Diakoninnen und Diakonen, Friedensinteressierten, Lehrerinnen und Lehrern Materialien zu vermitteln, um speziell über Rüstungsexporte nachdenken zu können. In der Handreichung sind Materialien für Unterricht, Verkündigung, Gemeindearbeit und Erwachsenenbildung zusammengestellt unter Fokussierung auf die Frage der Rüstungsexporte. Insgesamt sieht die Erklärung vor, Friedensarbeit und Friedensbildung in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zu stärken.