Leitbild in neuen Konfliktlagen

Die evangelische Friedensethik in neuen Konfliktlagen weiterzudenken ist Aufgabe eines Studien- und Konsultationsprozesses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der in der Berliner Französischen Friedrichstadtkirche vorgestellt wurde. Der Konsultationsprozess ist bis 2018 angelegt.

„Friedensforschung und Friedensethik müssen mehr bieten als Grundsatzurteile“, erklärte der Vertreter der Hessischen Stiftung Friedens-und Konfliktforschung, Prof. Dr. Christopher Daase (Universität Frankfurt am Main). Der Politikwissenschaftler empfahl, im Spannungsfeld zwischen internationalen Akteuren Recht und Moral weiterzuentwickeln. Verstöße gegen das Völkerrecht setzten es nicht grundsätzlich außer Kraft; verhängte Sanktionen gegen Staaten bekräftigten die internationale Rechtsordnung.

Militärbischof Dr. Sigurd Rink hatte zu Beginn die EKD-Friedensdenkschrift aus dem Jahr 2007 als grundlegendes Konsensdokument der evangelischen Friedensethik bezeichnet. Die neuen geopolitischen Herausforderungen hätten die Kirche erneut zur friedensethischen Reflexion herausgefordert. Neue Konflikte von ungeahnter Brutalität, asymmetrische und innerstaatliche Konflikte müssten bedacht beantwortet werden. Er sei der Forschungsstelle der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg dankbar, dass sie die friedensethische Grundlagenarbeit in den Jahren 2016-2018 durchführe, gemeinsam mit einem Diskursprojekt der Evangelischen Akademien in Deutschland.

Die Präses der EKD-Synode, Dr. Irmgard Schwaetzer, stellte das von der evangelischen Kirchliche Friedensarbeit mitgetragene Unternehmen in einen kirchenpolitischen Zusammenhang: Auf ihrer Synodentagung im November werde sich die EKD mit dem “„Friedensprojekt Europa“” befassen und Veränderungen der internationalen Lage sowie die Flüchtlings- und Einwanderungspolitik in den Blick nehmen.

Das interdisziplinäre Projekt soll ein politisches Signal dafür sein, auch künftig friedensethische und friedenspolitische Ressourcen der Kirche in die Debatte einzubringen. Drei Promovierende der FEST werden mit wissenschaftlichen Ergebnissen dabei mitarbeiten. Die Wissenschaftlerin der FEST, Privatdozentin Dr. Ines-Jacqueline Werkner, machte deutlich, dass die Reflexion von Gewalt bei der friedensethischen Grundlagenarbeit ein zunehmend wichtiges Moment darstelle. Die Chancen des Projekts seien die Erfahrungen der Militärpfarrer wie der Pazifisten in der Kirche, hatte zuvor der Leiter der Fest, Prof. Dr. Klaus Tanner, betont.

Der Friedensbeauftragte der EKD, Renke Brahms (Bremen), warb für Alternativen zur militärischen Intervention. “„Wir wollen mit dem Projekt und dem Konsultationsprozess die Bedeutung der Friedensforschung untermauern“”, sagte er zu der kirchlichen Debatte um den Pazifismus, die in zahlreichen Gliedkirchen der EKD neu angestoßen worden sei.

Der Einladung „Orientierungswissen zum Gerechten Frieden – im Spannungsfeld zwischen gewaltfreier Konfliktprävention und rechtserhaltender Gewalt“ waren Experten aus Kirche und Politik, Militärgeistliche sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Markus Grübel gefolgt.