Kirche des gerechten Friedens werden

Die hannoversche Landeskirche hat die Politik und die eigenen Mitglieder aufgefordert, sich mehr als bisher für Frieden, die Achtung der Menschenrechte und weltweite Abrüstung einzusetzen. Rüstungsexporte, an denen Deutschland einen hohen Anteil habe, seien "eine zentrale Voraussetzung und ein starker Antrieb für kriegerische Auseinandersetzungen", heißt es in dem Wort der Landessynode "Kirche des gerechten Friedens", das die Synodalen am Donnerstag in Osnabrück einstimmig verabschiedet haben: "Die Erhöhung der weltweiten Ausgaben für Rüstung und Militär ist ein Irrweg, der verlassen werden muss."

Militär könne im besten Falle für eine Eindämmung akuter Gewalt sorgen. "Für einen gerechten Frieden muss der Einsatz von militärischer Gewalt schrittweise durch zivile Ansätze zur Konfliktlösung ersetzt werden." Das drei Seiten lange Papier war von einer Expertenkommission im vergangenen halben Jahr erarbeitet worden. In Workshops hatten sich die Mitglieder des Kirchenparlaments am Vormittag damit beschäftigt.

Superintendent Ottomar Fricke, Vorsitzender des Ausschusses für Mission und Ökumene, der das Wort federführend erarbeitet hatte, sagte: „Gerade in Zeiten, in denen eine konkrete Bedrohung durch Krieg und Terror spürbar wird, ist es wichtig, über gewaltfreies Zusammenleben nachzudenken. Wir sind gut beraten, Alternativen zu Krieg und Gewalt zu finden und zu erproben. Die Menschen in der Kirche können zu einem besseren Zusammenleben der Menschen beitragen. Hier sehe ich große Herausforderungen, aber auch Chancen sowohl für das geistlich-spirituelle als auch für das diakonische Leben in den Gemeinden.“

Zu Beginn der Plenarsitzung der Landessynode in der Osnabrücker Schlossaula war die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Irmgard Schwaetzer, zu Gast. „Frieden ist nicht einfach zu haben!“, sagte Schwaetzer in ihrem Grußwort vor der Landessynode. Es gehe um Verhandlung und Dialog auf Augenhöhe. Osnabrück stehe auch dafür, wie Zerstörung aussieht am Ende eines Krieges, der durch Macht und Religion ausgelöst wurde.

Die Landessynode knüpfe mit dem Thema „Gerechter Friede“ an die EKD-Denkschrift von 2007 an, mit der die EKD-Synode einen Paradigmenwechsel vollzogen hatte. Einen gerechten Krieg könne es nicht geben. Daran zu arbeiten, was zum gerechten Frieden gehöre, sei immerwährende Aufgabe der Kirche. Dazu gehörten soziale Gerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. „Frieden gibt es nicht ohne Gerechtigkeit!“

So wird die EKD-Synode direkt nach dem Reformationstag 2017 dieses Thema aufnehmen. „Das Friedensthema ist zum zentralen gesellschaftlichen Thema geworden. Die Kirche muss ihre Rolle klar vor Augen haben und das ihr Mögliche zur Förderung des Friedens zu tun“, so Schwaetzer. Die zentrale Friedens fördernde Aufgabe der Kirche sei es, selbst Akteur in der Gesellschaft zu sein und einen Diskurs anzustoßen, um damit zu Verständigung und Frieden beizutragen.

In Rückbezug auf die Charta Oecumenica von 2001 erinnerte Schwaetzer an die Selbstverpflichtung zur Einigung Europas, in der Ausgrenzung, Extremismus und Fremdenhass keinen Platz habe. „Wir brauchen einen öffentlichen europaweiten Diskurs über unsere gemeinsamen Werte und Interessen“, forderte Schwaetzer und wies auf europaweite christliche Institutionen wie die GEKE, KEK und den ÖRK hin, die jahrzehntelange Erfahrungen in Dialog und Kooperation aufweisen. Dem Erstarken populistischer Parteien dürfe nicht mit Ausgrenzung, wohl aber mit Abgrenzung gegen alle Extremisten begegnet werden. Dabei stehe die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden im Mittelpunkt.