Hildegard Zumach ist gestorben

Am 15. Dezember 2021 ist Hildegard Zumach im Alter von 95 Jahren in Bergisch-Gladbach gestorben. Sie war von Oktober 1992 bis September 1996 die Vorsitzende der AGDF.

Die AGDF ist Hildegard Zumach außerordentlich dankbar für ihre Leitung in einer Umbruchphase Europas und der Friedensdienste. Die Kirchenmusikerin und langjährige Generalsekretärin der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland hatte als erste Frau den Vorsitz der AGDF des bisher von Männern dominierten Vorstandes übernommen und dort ihre reichen Erfahrungen im politischen Engagement für Frauenrechte, in der Solidaritätsarbeit gegen die Apartheid in Südafrika, der weltweiten Ökumene und der Gremienarbeit der EKD eingebracht.

Hildegard Zumach war seit den 1940er Jahren in der Evangelischen Kirche und später auch in der weltweiten Ökumene aktiv. Von 1972-1992 war sie Generalsekretärin der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland. In dieser Funktion initiierte sie 1978 den Boykott von Früchten und Goldmünzen aus Südafrika „Kauft keine Früchte der Apartheid“ mit, der in der EKD damals umstritten war. In den 1970er bis 1990er Jahren gehörte Hildegard Zumach zu der sechsköpfigen Delegation der EKD im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und nahm an den ÖRK-Vollversammlungen in Nairobi (1975), Vancouver (1983) und Canberra (1991) teil. 1979 war sie eine der Mitgründerinnen des „Plädoyers für eine ökumenische Zukunft“, das dem in Vancouver begründeten „Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung“ verpflichtet ist. Zu ihrem ökumenischen Engagement gehörte auch Anfang der 1970er Jahre die Gründung des Deutschen Komitees des Weltgebetstages der Frauen, dessen Vorsitzende Hildegard Zumach bis 1982 war. Sie unterstützte die feministische Theologie und setzte sich für die theologische Forschung durch Frauen ein. Das zeigte sich insbesondere im Rahmen der ökumenischen Dekade „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“ (1988-1998).

Als Hildegard Zumach 1992 Vorstandsvorsitzende der AGDF wurde, begannen die Balkankriege im ehemaligen Jugoslawien. Im Gegensatz zur NATO reagierten Mitglieder der AGDF gewaltfrei und konstruktiv mit dem Aufbau von kurz- und längerfristigen Friedensdiensten. In Folge entstand letztlich - von der AGDF unter Leitung von Hildegard Zumach mit vorangetrieben - das Instrument Zivilen Friedensdienst, an dem die AGDF gleichgestellt mit den anerkannten Trägern des Entwicklungsdienstes mitwirkt.

Verbandsintern beförderte Hildegard Zumach Veränderungsprozesse. Nach einer Mitgliederversammlung, in der es um die Zukunft der AGDF ging, regte Hildegard Zumach 1994 eine Zukunftswerkstatt an, der 1995 eine zweite folgte. In der Folge entstanden beispielsweise die heute noch bestehenden drei Fachbereiche. Die AGDF war maßgeblich an der Erarbeitung der „Konzeptionellen Überlegungen zur Zukunft christlicher Friedensdienste – Friedensdienste und Friedensarbeit unterstützen und qualifizieren“ beteiligt, die der Rat der EKD auf den Weg gebracht hatte und die die Synode 1996 auf Borkum beriet. Ein wesentliches Ergebnis war die finanzielle Förderung zum Aufbau des Zivilen Friedensdienstes; die AGDF erhält seitdem Fördermittel zur Qualifizierung in Ziviler Konfliktbearbeitung.

Hildegard Zumach hat in den vier Jahren ihrer Vorstandschaft mit viel fachlicher Kompetenz, zielgerichtetem Engagement und überzeugender menschlicher Wärme erheblich dazu beigetragen, dass sich die AGDF in dem Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung bewähren konnte. Das bleibt in dem Gedächtnis der Mitglieder, ihrer Mitarbeitenden und der Freundinnen und Freunde auf Dauer lebendig.