Friedensbewegung setzt Ostermärsche fort

Düsseldorf (epd). Die Friedensbewegung hat am Sonntag ihre Ostermärsche fortgesetzt. Kundgebungen und Protestzüge gab es unter anderem in Frankfurt/Oder, im brandenburgischen Neuruppin und in der saarländischen Gemeinde Beckingen, wie Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Ostersonntag sagte. Insgesamt seien sie bisher zufrieden. Seit Donnerstag seien in ganz Deutschland mehrere zehntausend Menschen auf die Straße gegangen, betonte Golla. Im Mittelpunkt der Proteste steht in diesem Jahr der Krieg in der Ukraine.

Im Vergleich zu Samstag, als in 80 Städten Menschen auf die Straße gingen, gab es am Ostersonntag deutlich weniger Aktionen. Der Karsamstag gilt als einer der Hauptaktionstage der Friedensbewegung.

Am Sonntag zogen unter anderem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ostermarsches Rhein-Ruhr von Essen nach Bochum. In Essen räumte Alfred Keienburg von der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Fehler bei der Einschätzung der Kriegsgefahr ein. Die Warnungen aus der Ukraine, Polen und dem Baltikum hätten sie zwar gehört, aber nicht geglaubt. Aber auch die Europäische Union und die Nato hätten in den vergangenen Jahrzehnten Fehler gemacht, sagte der Vorsitzende von Pax Christi Essen laut Redetext. Die „politischen Fehler 'des Westens'“ rechtfertigten Wladimir Putins Angriffskrieg aber in keiner Weise.

Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, Heiner Montanus, erklärte laut Redetext, dass es darum gehen müsse, den Krieg in der Ukraine zu beenden, statt ihn zu befeuern. „Nicht immer mehr Waffen werden den Frieden bringen“, unterstrich er. Krieg lasse sich nicht durch noch mehr Krieg beenden. Es brauche politische Lösungen.

Montanus erklärte, in einem Dilemma zu stecken. Für Krieg gebe es keine Rechtfertigung, aber die Menschen in der Ukraine hätten das Recht, sich und die Demokratie zu verteidigen. „Ich kann keinen dieser Sätze hinter den anderen zurückstufen“, betonte er laut Redetext. „Ich kann nicht sagen, dass Krieg doch eine Lösung ist. Und ebenso wenig, dass die Menschen in der Ukraine stillhalten sollen.“ Die Lösung sei nicht, dieses Dilemma zu ignorieren, sondern sich zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. „Für mich heißt das: Ich bin kein prinzipieller Pazifist mehr. Und es heißt zugleich: Die Person neben mir kann sich anders entscheiden als ich. Und kann damit richtig liegen“, sagte der Theologe.

Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) rief bei der Friedensdemonstration in Neuruppin laut Redemanuskript zu einem unverzüglichen Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf. Ein militärischer Angriff sei niemals gerechtfertigt, betonte Liedtke. Für den Bruch des Völkerrechts gebe es keine Rechtfertigung.

In Berlin hatte es am Samstag zwei konkurrierende Ostermärsche gegeben: Zum traditionellen Ostermarsch für eine „neue Sicherheitsarchitektur von Lissabon bis Wladiwostok“ versammelten sich nach Polizeiangaben rund 1.300 Teilnehmer. Kritiker hatten vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine zu einem alternativen Ostermarsch aufgerufen, der sich explizit gegen russische Angriffskriege richtete und das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine betonte. Dazu kamen laut Polizei rund 650 Menschen zusammen.

Am Ostermontag enden die diesjährigen Ostermärsche. Aktionen sind laut dem Netzwerk Friedenskooperative, das die regional verantworteten bundesweiten Aktionen koordiniert, unter anderem in Frankfurt am Main, Fürth und Hamburg geplant. In Dortmund findet wiederum die Abschlusskundgebung des Ostermarsches Rhein-Ruhr statt.