EKD-Friedensbeauftragter: Völkermord an Armeniern mahnt zum Frieden

Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, hat heute in Bremen an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren erinnert. Bei einer Gedenkrede am Mahnmal zum Gedenken an den Genozid an den Armeniern im Nelson-Mandela-Park betonte Brahms: „Wir gedenken heute der unzähligen Opfer der Katastrophe, der Vertreibung, Deportation, Verschleppung und Ermordung der armenischen Bevölkerung, die mit der Verhaftung von Menschen in Konstantinopel am 24. April 1915 begann und deren Ausmaß nicht anders als Völkermord genannt werden kann.“

Auch wenn sich die Grausamkeiten und die perfiden Planungen zur Vernichtung einer religiösen Bevölkerungsgruppe kaum in einem Wort zusammenfassen lassen würden, so spreche der Begriff „Völkermord“ aus, was Recht sei und was die Internationale Gemeinschaft als Völkermord bezeichne, unterstrich Renke Brahms, der auch der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche ist. Die Verwendung des Wortes „Völkermord“ helfe nicht unmittelbar der Trauer und dem Entsetzen, er helfe aber der Wahrheit und den betroffenen Menschen zum Recht. „Und so hoffentlich auch der Aufarbeitung und der Versöhnung nach allem Unrecht“, so der EKD-Friedensbeauftragte.

Renke Brahms erinnerte aber auch an die deutsche Verstrickung in diesen Genozid. „Aus kriegspolitischen Gründen und Rücksichten auf den Verbündeten wurde geschwiegen und nicht gehandelt“, betonte der EKD-Friedensbeauftragte. Und beschämend sei es auch, dass diese Verstrickung immer noch nicht aufgearbeitet sei, ergänzte er. 

Die Erinnerung an die Opfer dieses Völkermords vor 100 Jahren könne aber nicht erfolgen, ohne nicht auch an die heutigen Opfer von Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Ermordung zu erinnern. „Wieder werden Christen verfolgt in der Region: im Irak und in Syrien, aber auch Jeziden und andere Minderheiten“, betonte Renke Brahms. Alle Anstrengungen müssten daher dem Miteinander der Religionen gelten. Und dazu gehöre eine klare Absage und ein engagiertes Handeln gegen jeden Rassismus, unterstrich der EKD-Friedensbeauftragte. „Alle Erdenbürgerinnen und Erdenbürger der einen Erde haben nach Wegen zu suchen, die Ursachen der vielen Konflikte zu erkennen und zu bekämpfen, für Gerechtigkeit zu sorgen in einer Welt, in der arm und reich immer weiter auseinanderdriftet und die Konflikte und Kriege zuzunehmen scheinen“, mahnte Renke Brahms in Bremen.