EKD-Friedensbeauftragter in Stuttgart: Nach zivilen Alternativen bei Konflikten suchen

Angesichts der Zuspitzung der gegenwärtigen Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten, im Irak und in Syrien stellt sich die Frage nach einer neuen Friedensordnung in Europa und weltweit. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hatte dazu zu einer Diskussionsrunde auf dem Markt der Möglichkeiten beim Deutschen Evangelischen Kirchentag eingeladen. Und Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der EKD, forderte dabei die politisch Verantwortlichen auf, verstärkt nach Alternativen zu vermeintlich notwendigen militärischen Interventionen zu suchen, sah aber auch die Kirchen in der Pflicht, das Friedenspotenzial der Religionen zu stärken.

„Wir erleben derzeit zwei gegenläufige Tendenzen“, betonte Renke Brahms auf dem Podium. Auf der einen Seiten seien die Medien voll von schlimmen Berichten aus Afghanistan, aus Mali, Syrien oder dem Irak, die ratlos machen würden und den Ruf nach militärischen Lösungen laut werden lassen. Auf der anderen Seite gebe es in der Mitte Europas seit 70 Jahren Frieden und es habe sich eine international bewährte Rechtsordnung entwickelt. „Darauf lässt sich aufbauen“, unterstrich der EKD-Friedensbeauftragte.

Doch Bodo Ramelow (Linke), der thüringische Ministerpräsident, warnte auch: „25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges, der ohne einen Schuss zu Ende ging, sind die Rüstungsausgaben so hoch wie nie zuvor.“ Es sei wichtig, dass eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa, aber auch weltweit etabliert werde. Die KSZE könnte hier Vorbild sein auch für andere Kontinente, auch müsse der Weltsicherheitsrat reformiert werden, forderte Ramelow.

Dass Friedensfragen auf dem Kirchentag nur eine untergeordnete Rolle spielen würden, kritisierte Paul Russmann von „Ohne Rüstung leben“. Darum habe ein eigenes Zentrum Frieden organsiert werden müssen, damit diese Fragen diskutiert werden könnten. „Und auch die Tatsache, dass hier in Stuttgart mit dem AFRICOM und dem EUCOM gleich zwei amerikanische Kommandozentralen ihren Sitz haben, war für den Kirchentag kein Wort wert“, bedauerte er. Darum habe die Friedensbewegung zu einer Menschenkette für den Frieden während des Kirchentages aufgerufen.

Renke Brahms betonte, dass es wichtig sei, dass die Kirche ihre mahnende Stimme immer wieder erheben müsse, so bei der Frage nach den Rüstungsexporten, aber auch mit dem Hinweis auf die Möglichkeit nach zivilen Alternativen zur Konfliktlösung. Auch müssten die Ursachen für Konflikte immer wieder benannt werden und frühzeitig gehandelt werden, bevor in der Öffentlichkeit die militärische Lösung als Ultima Ratio erscheine. „Denn dies ist eine Ultima Irratio“, machte der EKD-Friedensbeauftragte deutlich.