Einordnung von Bibelsprüchen auf Kriegsdenkmälern
Besonders durch die Niederlage im 1. Weltkrieg wurden vermehrt christliche Motive und Sprüche gesucht, um dem Soldatentod eine nachträgliche Deutung zu geben. Typisch war, Sprüche zu suchen, die sowohl eine christliche als auch eine profane Deutung zuließen.
Fast jedes Kriegerdenkmal war dafür gebaut und verfolgte dem Sinn, den Militarismus zumindest indirekt zu stützen und zu fördern. Schon deshalb ist es höchst problematisch, auf diese Gedenkorte Worte des „Friedefürsten“ Jesus zu setzen.
Am häufigsten wurden die Bibelverse verwandt:
„Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ (Offb.2,10c)
Dies Wort an die Gemeinde in Smyrna steht in einem der sieben Sendschreiben. Smyrna ist dabei eine Gemeinde in der Christen unter besonderer Bedrängnis litten. Es soll mit dem Sendschreiben ermutigt werden, trotz allem zu seinem Glauben zu stehen, dies rettet vor dem ewigen Tod.
Die Soldaten zogen in den Krieg für: „Gott und Vaterland“. Aus dem universalen Gott wurde ein „deutscher Gott“. Nun soll suggeriert werden, dass dieser Tod ein besonderer war, dem eine nachträgliche „Überhöhung“ gegeben wird.
Aus heutiger Sicht (meiner Sicht) ist es ein unzulässiger Gebrauch des Bibelwortes, da in dem Zusammenhang der Bibel ganz anderes gemeint war, als der Spruch auf einem Kriegerdenkmal vermittelt. Es geht nicht um Treue an sich, sondern ausschließlich um die Treue zu Gott. Treue zu Gott zeigen, in dem ich bereit bin zu töten und den Kriegstod hinzunehmen, ist nach allem, was wir über Jesus und sein Gebot der Feindesliebe wissen, letztlich mit dem christlichen Glauben nicht zu vereinbaren und bedarf einer Korrektur oder Einordnung.
Noch deutlicher wird der problematische Gebrauch von Bibelworten in dem 2. Satz auf den ich hier kurz eingehen möchte:
„Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Joh 15,13)
Der Satz folgt unmittelbar auf das Liebesgebot und steht in dem großen Zusammenhang der Abschiedsreden Jesu. Damit ist zunächst deutlich, dass es um die Lebenshingabe Jesu geht. Uns ist in der Nachfolge aufgetragen: „uns zu lieben“ und dies nicht als „ Knechte“, also in Abhängigkeit, sondern in der Freiheit der „Freunde“. In Vers 12 und nochmals in V.17 wird das Liebesgebot hervorgehoben.
Das Liebesgebot, das immer die Feindesliebe einschließt, in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod eines Soldaten zu setzen, der immer Täter und Opfer zugleich ist, halte ich für unangemessen. Auch ein zumindest indirektes in Beziehung setzen von Soldatentod zum Kreuzestod Christi, ist nicht akzeptabel.
Nach Hartmut Häger (in seinem Buch) erfährt der Kriegstod mit diesem Zitat eine Sinngebung, „ …die in in den Rang eines Erlösungsopfers erhebt, die ihn als größtmöglichen Liebesbeweis wertet und als bewusste Entscheidung, als bereitwillige Hingabe für seine Freunde“ darstellt.“ (Hartmut Häger Kriegstotengedenken in Hildesheim, 2006, S. 148)
Wer die bewusste Hingabe Jesu auf den Kriegstod bezieht, „…nimmt ihn als gottgegeben an, zu dem es keine Alternative gibt.“