Brahms: Evangelische Friedensarbeit hat trotz Pandemie Akzente gesetzt

Wenn auch aufgrund der Corona-Pandemie vieles ausfallen musste, so habe es im vergangenen Jahr doch zahlreiche friedensethische und friedenspolitische Akzente gegeben. Dies betonte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms (Wittenberg), in seinem Bericht bei der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD. Dabei verwies der Theologe auf die Weiterarbeit an der Konsultation der Dresdner EKD-Friedenssynode 2019, die Diskussion um Atomwaffen sowie auf die kommende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im nächsten Jahr in Karlsruhe.

Mit der in Dresden 2019 beschlossenen Kundgebung „Kirche auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens“ habe die EKD-Synode bewusst eine Perspektivenänderung vorgenommen, machte Renke Brahms dabei deutlich. „Es geht also nicht mehr um die Frage, ob die Kirche eine Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens sein solle oder wie der Weg dorthin aussehen könne. Vielmehr macht die Kundgebung deutlich, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland als eine Kirche versteht, die sich auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens befindet“, so der EKD-Friedensbeauftragte. Diesen Weg „mit Leben zu füllen“ sei Ziel der Evangelischen Friedensarbeit im vergangenen Jahr gewesen, betonte Renke Brahms und verwies auf einen Studientag der Konferenz für Friedensarbeit im vergangenen Jahr in Bad Boll wie auch auf zahlreiche Gespräche mit mehreren Kammern der EKD-Synode und dem EKD-Kirchenamt.

Erfreut zeigte sich der EKD-Friedensbeauftragte dabei vom Beschluss der derzeitigen EKD-Synode, die neue Synode zu bitten, das Friedensthema im Herbst erneut auf die Tagesordnung zu setzen. „Damit ist die Kontinuität zwischen den Synoden gewahrt“, unterstrich Renke Brahms in seinem Bericht.

Ausdrücklich würdigte angesichts der aktuellen politischen Entwicklung der EKD-Friedensbeauftragte dabei auch die Positionierung der Dresdner EKD-Synode in der Atomwaffenfrage. „Auch wenn sich manche noch klarere Worte gerade auch zum Abzug der Atomwaffen aus Büchel gewünscht hätten, ist der Beschluss doch ein bedeutsames Referenzdokument“, betonte Renke Brahms. Die Kundgebung bekenne sich zum Atomwaffenverbotsvertrag und fordere von der Bundesregierung konkrete Schritte, um den Vertrag unterschreiben zu können. „Damit verbinden wir uns mit vielen Kirchen weltweit, dem ÖRK, der römisch-katholischen Kirche und vielen nicht-kirchlichen Organisationen“, so der EKD-Friedensbeauftragte. Dass dies auch wahrgenommen werde, zeige seine Teilnahme als Redner an einer Aktion der Friedensbewegung vor dem Kanzleramt anlässlich des Inkrafttretens des Atomwaffenverbotsvertrags in diesem Januar.

Gerade die ökumenische Zusammenarbeit sei in friedensethischen und friedenspolitischen Fragen von großer Bedeutung, zeigte sich Renke Brahms überzeugt und verwies auf eine gemeinsame Stellungnahme des EKD-Friedensbeauftragten mit dem Vorsitzenden der Kommission Justitia et Pax der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Heiner Wilmer, zum Hiroshimatag 2020. „Die Kooperation mit Justitia et Pax vertieft sich auf vielen Ebenen“, machte Renke Brahms bei der Konferenz für Friedensarbeit, die in diesem Jahr aufgrund der Pandemie erstmals online tagte, deutlich. So seien künftig regelmäßige Treffen des EKD-Friedensbeauftragten mit dem Vorsitzenden der Kommission Justitia et Pax verabredet, auch plane man ökumenische Friedensgespräche in den Friedensstädten Osnabrück und Münster. Ebenso sei für nächstes Jahr im Anschluss an die Konferenz für Friedensarbeit ein gemeinsamer Studientag geplant.

Doch auch mit anderen Kirchen sei die Zusammenarbeit wichtig und fruchtbar, gab Renke Brahms mit Blick auf die ÖRK-Vollversammlung 2022 in Karlsruhe zu bedenken. Dabei verwies der EKD-Friedensbeauftragte auf ein Rahmenprogramm „justice and peace“, wo er derzeit eine Vorbereitungsgruppe moderiere, aber auch auf einen Begegnungsort mitten in der City von Karlsruhe mit einem eigenen Programm, der für die Delegierten der Vollversammlung, aber auch für Gäste entwickelt werde, für den die Konferenz für Friedensarbeit die Verantwortung trage, so Brahms.

Es war der letzte Bericht, den Renke Brahms als EKD-Friedensbeauftragter vor der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD abgab. Im Oktober 2008 wurde er vom Rat der EKD in diese Funktion berufen. Mit der kommenden Herbstsynode der EKD endet diese Beauftragung. Wegen seines bevorstehenden Ruhestands wird Renke Brahms nicht mehr für die Friedensbeauftragung zur Verfügung stehen. Er äußerte seine Hoffnung, dass der im Herbst neu zu wählende Rat der EKD rasch eine neue Beauftragung ausspricht, die die Konferenz für Friedensarbeit zum Jahresbeginn 2022 leiten wird.

Die Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD trat im Januar 2009 zum ersten Mal zu ihrer jährlichen Tagung zusammen. Ihr gehören die Friedensbeauftragten der EKD-Gliedkirchen sowie die Vertreterinnen und Vertreter von EKD, kirchlichen Trägern der Friedensarbeit und damit verbundenen Institutionen an. Dabei soll die Arbeit aller relevanten Akteure der Evangelischen Friedensarbeit vernetzt werden, aber auch eine breite Diskussion friedenspolitischer Entwicklungen und Strategien sowie die Abstimmung gemeinsamer Initiativen ermöglicht und Impulse an die EKD-Gremien wie auch die EKD-Gliedkirchen gegeben werden.