Auf dem Weg zum gerechten Frieden

Die Evangelisch-reformierte Kirche will sich intensiv in die Diskussion um den richtigen Weg zum Frieden einmischen. „Wir benötigen ein Koordinatensystem oder so etwas wie eine ausgerichtete Kompassnadel für unser Denken und Handeln in Sachen Frieden in Kirche und Gesellschaft“, sagte der Hannoveraner Theologieprofessor Marco Hofheinz vor der Gesamtsynode in Emden. Zusammen mit dem ehemaligen Wehrbeauftragten des Bundestags und Synodenmitglied, Reinhold Robbe (SPD), führte er in ein Diskussionspapier zum Thema Frieden ein.

„Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein“, sagte Robbe und begründete die Notwendigkeit, eine Diskussion über den richtigen Weg zum Frieden zu führen, auch mit zunehmendem „blindwütigem Populismus und verbaler Radikalisierung“. Nur ein breit angelegter Diskurs könne den Populisten mittel- und langfristig den Boden entziehen. Das sei die notwendige Voraussetzung für gesellschaftliche Verantwortung. Hofheinz warnte: „Das Trump‘sche ‚Wir bomben den IS in Grund und Boden‘ – wäre eine vorschnelle, friedensethisch unangemessene Antwort.“

Hofheinz umriss den Rahmen, in dem die friedensethische Diskussion stattfinden müsse. Es gebe die Position derer, die um des Friedens willen jedem Waffengebrauch abschwören. Daneben stünden jene, die die Notwendigkeit sehen, eine staatliche Ordnung und eine Herrschaft des Rechts im Notfall auch mit Waffengewalt zu verteidigen.

Robbe begründete die Friedensdiskussion auch mit dem vom neuen amerikanischen Präsidenten angekündigten Rückzug der USA aus ihrer weltweiten sicherheitspolitischen Verantwortung. „Dieser Paradigmenwechsel wird uns Europäern – und ganz speziell uns Deutschen – noch einiges abverlangen“, sagte der SPD-Politiker. Hofheinz benannte eine theologisch Basis für die friedensethische Debatte: „Gottes Gabe des Friedens und die menschliche Aufgabe, diesen Frieden in Wort und Tat zu bezeugen, sind zwei Seiten einer Sache“. Politisch sei ein Satz der Ökumenischen Weltversammlung von Amsterdam 1948 wegweisend für jede Diskussion: „Die Völker der Welt müssen sich zu der Herrschaft des Rechts bekennen.“ Dieser Satz sei die notwenige Gegenposition zu jedem nationalstaatlichen „America first“.

Eine Entschließung zum Thema Frieden ist bei dieser Gesamtsynode noch nicht vorgesehen. Nach einer Diskussion in den Kirchengemeinden werde das Thema Frieden erneut auf die Tagesordnung der Gesamtsynode gesetzt, so Präses Norbert Nordholt.

Zuvor hatte Ökumenepastor Thomas Fender um Solidarität mit Christen in Syrien geworben. „Die Christen im Syrien brauchen unsere Unterstützung, zum einen sicherlich finanziell aber eben auch dadurch, dass wir um ihre Situation wissen und im Gebet an sie denken“, sagte er vor der Gesamtsynode. Fender berichtet von Begegnungen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon. Diese sähen ihre Zukunft in Syrien. „Wenn der Krieg vorüber ist, wollen wir zur Versöhnung in Syrien tragen“, habe ihm der Generalsekretär der Kirche, Joseph Kassab gesagt.

Für den 3. Adventssonntag, den 11. Dezember 2016, sei ein gemeinsamer Friedensgottesdienst verabredet. Die Gemeinden hier in Deutschland seien dazu aufgerufen genauso wie die reformierten Gemeinden in Syrien. Ab Dezember stehe der Gottesdienstentwurf auf den Webseiten der Kirchen zur Verfügung, kündigte Fender an.