AGDF: Flucht und Frieden wieder gemeinsam denken

Die aktuelle Flüchtlingssituation stand im Mittelpunkt einer zweitägigen Klausursitzung des Vorstandes der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) in Kassel. Dabei kritisierte die AGDF, dass in der derzeitigen zugespitzten Stimmung in Deutschland die Themen Frieden und Flucht nur noch selten zusammen gedacht werden. „Die aktuelle Diskussion in unserem Land fokussiert sich nur noch auf die Frage, wie Fluchtrouten verstopft und Grenzen geschlossen werden können“, bedauerte AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister. Doch die Ursachen für die Flucht würden in der Debatte keine Rolle mehr spielen, kritisiert er. „Dabei kann dies nicht getrennt voneinander gesehen werden. Denn die Flüchtlinge sind die Folge von Konflikten, für die auch wir verantwortlich sind“, machte der AGDF-Geschäftsführer deutlich. Und nicht nur das: Die Präsenz von Geflüchteten werde häufig nur als Problem gesehen, aber ein breiter gesellschaftlicher Diskurs über deren gleichberechtigte Integration, aber auch über die Frage, wie Konflikte gewaltfrei bearbeitet werden können, fehle völlig, so Gildemeister.

Der AGDF-Vorstand begrüßte in Kassel das vielfältige Engagement seiner Mitglieder in der Flüchtlingsdebatte. „Unsere Mitglieder bringen ihr Knowhow in Initiativen zur Unterstützung und Integration von Geflüchteten im In- und Ausland ebenso ein wie sie sich gegen rechtsradikale und rechtspopulistische Aktivitäten wenden und hier ihre Stimme erheben“, erklärte der AGDF-Geschäftsführer, der auch betont: „Unsere Mitglieder leisten einen Beitrag zur Bekämpfung der Fluchtursachen beispielsweise durch den Protest gegen Rüstungsexporte, Projekte und Advocacyarbeit für Gerechtigkeit und die gewaltfreie Transformation von Konflikten.“ Um die vielfältigen Aktivitäten zu vernetzen, aber auch, um Erfahrungen auszutauschen, soll es im Juni dazu ein Treffen der Mitglieder geben, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, kündigte die AGDF in Kassel an.

Ein zweites Thema der Vorstandsklausur in Kassel war die Vorbereitung des Reformationsjubiläums im kommenden Jahr. Dabei will die AGDF einen kritischen Blick auf das Schaffen der Reformatoren unter dem Aspekt der Gewaltfrage werfen, aber auch bei den Großveranstaltungen in Berlin beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, in Wittenberg bei der „Weltausstellung Reformation“ und in Magdeburg beim „Kirchentag auf dem Weg“ Flagge zeigen und dabei die christliche Friedensarbeit sowie ihre Perspektive und ihre Angebote einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.

„Wir wollen im nächsten Jahr nicht nur feiern, sondern auch kritisch hinterfragen, was die Reformatoren im Blick auf das Ziel des Friedensstiftens oder der Gewaltfreiheit nicht erreicht haben“, erläuterte dazu Jan Gildemeister. Eine weitere Frage für die AGDF wäre, welche Reformation heute nötig ist, um eine Kirche des gerechten Friedens zu werden, ergänzt der AGDF-Geschäftsführer.

Der AGDF-Vorstand sprach sich dafür aus, bei der „Weltausstellung Reformation“ in Wittenberg einen gemeinsamen Informationsstand der AGDF und ihrer Mitglieder zu betreiben, wo der Schwerpunkt beim „Freiwilligen Friedensdienst“ liegen soll. Daneben sollen weitere Angebote der christlichen Friedensdienste für junge Menschen vorgestellt werden.