Zumach: Umfeld von Trump ist auf Regimewechsel in Teheran aus

Göttingen (epd). Im Konflikt mit dem Iran arbeiten einflussreiche Politiker im Umfeld von US-Präsident Donald Trump nach Ansicht des Publizisten und Friedensaktivisten Andreas Zumach auf einen Regimewechsel in Teheran hin. Das gelte etwa für Vizepräsident Michael Pence, Außenminister Mike Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton, sagte Zumach am Montagabend in einem Vortrag in Göttingen. Zumach war mehrere Jahre Referent bei der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste". Er ist Träger des Göttinger Friedenspreises und inzwischen Vorsitzender der Preisjury. 

"Einen Wirtschaftskrieg gegen den Iran mit schweren Folgen für die Bevölkerung haben wir bereits", fügte Zumach hinzu. Bei anhaltendem wirtschaftlichen Druck und Kriegsdrohungen gegen das Land könne es zu einem "Regime Change" kommen. Allerdings nicht hin zu einer demokratischen Regierung, sondern "zur negativen Seite". Seine Sorge sei, dass die vergleichsweise moderate Regierung von Präsident Hassan Rohani gestürzt werde oder die nächsten Wahlen verliere und dass dann Hardliner an die Macht kämen, sagte Zumach. "Dies wäre dann ein Vorwand für die USA zu einem militärischen Vorgehen."

Die Lage entwickele sich nach einem "schlechten Drehbuch", erklärte Zumach, der seit 1988 in Genf als UNO-Korrespondent für deutsch- und englischsprachige Medien arbeitet. Ein Krieg gegen den Iran werde "die Folgen der letzten drei Golfkriege noch in den Schatten stellen". Das gelte sowohl für die Zahl der Opfer als auch für die Sicherheit im Nahen Osten und auf der ganzen Welt. 

Dem Iran werde von den USA und anderen Staaten die Rolle als Unrechtsstaat, Aggressor und Förderer des internationalen Terrorismus zugeschrieben, sagte Zumach. Tatsächlich verstießen die Machthaber in Teheran gegen die Menschenrechte und unterdrückten andere Religionsgemeinschaften wie die Bahai. 

Gleichzeitig war der Iran Zumach zufolge in den vergangenen Jahrzehnten auch immer wieder Opfer. Weil er die Öl- und Gasindustrie verstaatlicht habe, sei der demokratisch gewählte Ministerpräsident Mohammad Mossadegh 1953 durch britische und US-amerikanische Geheimdienste "weggeputscht" und durch das diktatorische Schah-Regime ersetzt worden. 

Mit Blick auf das 2015 abgeschlossene Atomabkommen mit den UN-Vetomächten und Deutschland bescheinigte Zumach dem Iran bis zum 2018 erfolgten Ausstieg der USA strikte Vertragstreue. Das "wasserdichteste Rüstungskontrollabkommen, das es gibt" garantiere, dass Teheran keine Atomwaffen entwickeln könne. Dagegen hätten sich die USA von Beginn an nicht an ihre Verpflichtung gehalten, die bestehenden Sanktionen schrittweise zu lockern. Sie hätten diese vielmehr weiter verschärft.