Zahl der getöteten Zivilisten in Afghanistan erreicht Rekordstand

Kabul/Genf (epd). Die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan steigt weiter: Im ersten Halbjahr 2016 wurden nach UN-Angaben 1.601 Zivilisten bei Kämpfen zwischen Taliban und Regierungstruppen getötet. Die Todeszahlen liegen damit um vier Prozent höher als im ersten Halbjahr 2015, wie es in einem am Montag veröffentlichten Bericht hieß. Zudem registrierte die UN-Mission für Afghanistan (Unama) von Januar bis Juni 3.565 bei Kampfhandlung verletzte Zivilisten. Es sind die höchsten Zahlen seit Beginn der UN-Dokumentation von zivilen Opfern in Afghanistan 2009.

Kinder treffe die Zunahme der Gewalt besonders oft, hieß es in dem Bericht. Etwa ein Drittel der Toten und Verletzten sind demnach Minderjährige. Diese Zahl sei besonders erschreckend und beschämend, weil es die höchste minderjähriger Opfer in einem Halbjahr seit 2009 sei, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra ad al-Hussein. Laut dem Bericht wurden 130 Frauen getötet und 377 verletzt. Diese Rechnung sei jedoch sehr vorsichtig und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu niedrig.

Der Chef der UN-Mission in Afghanistan, Tadamichi Yamamoto betonte, der Bericht müsse als Weckruf für alle Konfliktparteien dienen. "Jedes einzelne Opfer, das in diesem Bericht dokumentiert wurde - Menschen, die getötet wurden, während sie beteten, arbeiteten, Wasser holten, im Krankenhaus lagen - jedes zivile Opfer sollte eine Aufforderung an die Parteien in dem Konflikt sein, sinnvolle Schritte zu tun, um das Leiden der Zivilbevölkerung zu verringern", sagte Yamamoto.

Zwei Tage vor der Veröffentlichung des UN-Berichtes hatten Selbstmordattentäter in der Hauptstadt Kabul den Protestzug einer mehrheitlich schiitischen Gruppe angegriffen und dabei mehr als 80 Menschen getötet und über 200 verletzt. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" bekannte sich später zu dem Anschlag. Die Ausweitung von Bodenkämpfen in und um dicht bewohnte Gegenden und die wachsende Zahl von Anschlägen in größeren Städten sind die wichtigsten Faktoren beim Anstieg der zivilen Opfer des Krieges.