Wulff: Religionen müssen sich auf Gemeinsamkeiten besinnen

Dortmund (epd). Altbundespräsident Christian Wulff hat die Religionsgemeinschaften dazu aufgerufen, sich auf ihre Gemeinsamkeiten zu besinnen und nicht das Trennende hervorzuheben. Angesichts der großen Herausforderungen der heutigen Zeit müssten sich die Religionen gemeinsam für Offenheit, Gleichberechtigung und Menschenwürde einsetzen, sagte Wulff am Donnerstagabend beim "Tag der Religionen" in Dortmund. Ein friedliches Miteinander könne allerdings nur dann gelingen, wenn bestimmte Regeln wie Respekt und Verständnis beachtet würden.

Demokratie erfordere Engagement, betonte Wulff. "Denn es ist nicht selbstverständlich, dass in einer Gesellschaft Freiheit und Demokratie bestand haben." Angesichts des Erstarkens nationalistischer und populistischer Kräfte gelte es, die im Grundgesetz verankerten Grundrechte zu verteidigen.

Es sei vollkommen inakzeptabel, einer Islamisierung Deutschlands das Wort zu reden, kritisierte der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident. Er warnte vor verallgemeinernden und falschen Schuldzuweisungen gegenüber Religionen, Konfessionen und Volksgruppen. Das sei in der Geschichte immer wieder geschehen und sei auch heute noch Realität.

In jüngster Zeit gebe es in zahlreichen Staaten politische Strömungen, die "raus aus der Europäischen Union, raus aus der Nato und raus aus dem Euro" wollten, sagte Wulff. Er kritisierte, dass nicht nur Populisten und Rechtsextremisten zu dieser politischen Stimmung beitrügen, sondern auch Philosophen wie Peter Sloterdijk, der mit Blick auf die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung von einer "Überrollung" Deutschlands gesprochen hatte.