Welthungerhilfe: Angriff auf Idlib hätte katastrophale Folgen

Bremen (epd). Die Welthungerhilfe warnt vor einer möglichen humanitären Katastrophe in der syrischen Provinz Idlib. Die derzeitige Waffenruhe sei sehr instabil, die Gefahr einer Offensive der syrischen Regierungsarmee auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg sei keineswegs gebannt, sagte der Regionaldirektor der Welthungerhilfe für Syrien und die Türkei, Dirk Hegmanns, dem Bremer "Weserkurier" (Samstag). Ein Angriff hätte katastrophale Folgen. 

Schon jetzt sei die Versorgungslage schlecht. Viele Menschen seien durch den jahrelangen Krieg in einem schlechten gesundheitlichen Zustand, sagte Hegmanns: "Zudem steht der Winter vor der Tür, und der ist in diesem Teil Syriens sehr kalt." Weitere Kampfhandlungen und eine weitere Flucht würden den Menschen sehr schwer zusetzen. "Es würde viele Toten geben. Niemand weiß, wie diese humanitäre Katastrophe zu bewältigen wäre."

Möglicherweise stehe die Offensive auf Idlib unmittelbar bevor, mutmaßte der Experte. Die meisten bewaffneten Gruppen, die dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad noch etwas entgegensetzen könnten, hätten sich in Idlib versammelt. "Und Assad hat immer wieder gesagt, dass er ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle bringen will."

Die Welthungerhilfe eröffnet nach Hegmanns Worten derzeit ein Büro in Aleppo nördlich von Idlib. Von dort könne sie die Hilfe koordinieren, sollte es zu einer Offensive kommen. Viele Menschen würden dann dorthin fliehen. Fertige Konzepte für den Notfall lägen in der Schublade. Schon jetzt versorge die Welthungerhilfe die Bevölkerung in vielen Regionen Syriens mit Lebensmitteln. Sie stelle in diesem Jahr 15 Millionen Euro bereit und arbeite mit syrischen Partnerorganisationen zusammen. Davon profitierten mehr als 450.000 Menschen.