Weitere Tote in Myanmar - Sicherheitsrat verurteilt Gewalt

Frankfurt a.M./Yangon (epd). Bei den andauernden Protesten gegen das Militärregime in Myanmar hat es erneut Tote gegeben. In der Stadt Myaing im Zentrum des Landes wurden sieben Menschen erschossen, wie die Mediengruppe "Eleven Myanmar" unter Berufung auf Augenzeugen am Donnerstag berichtete. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden. Aus der Handelsmetropole Yangon (früher Rangun) wurde ein weiteres Todesopfer gemeldet. Es wird befürchtet, das die Zahl der Toten noch steigt. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Gewalt des Militärregimes und forderte die Freilassung von Inhaftierten. Die Erklärung sei einstimmig erfolgt, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York, Linda Thomas-Greenfield, am Mittwoch (Ortszeit).  

Die Sicherheitskräfte in Myaing hätten versucht, die Teilnehmer einer Kundgebung festzunehmen, berichtete das Nachrichtenportal "Myanmar Now". Dagegen hätten sich die Demonstrierenden gewehrt. Anschließend sei mit scharfer Munition in die Menge gefeuert worden. Amnesty International wirft der Militärjunta vor, mit Kriegswaffen gegen friedliche Proteste vorzugehen. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" meldete bisher mehr als 60 Tote bei Protesten und mehr als 2.000 Festnahmen seit dem Militärputsch am 1. Februar.     

Derweil kursieren Meldungen in den sozialen Medien, dass der gestürzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi am Donnerstag neue Vorwürfe zur Last gelegt wurden. So soll sie sich der Korruption schuldig gemacht haben, unter anderem habe sie umgerechnet 600.000 US-Dollar angenommen. Die 75-Jährige ist bereits wegen "Aufwiegelung", Verstoßes gegen das Telekommunikationsgesetzes, Verletzung von Corona-Auflagen sowie des illegalen Besitzes von Funkgeräten angeklagt. Derweil verhängten die USA weitere Sanktionen gegen Myanmar. Diese richten sich laut US-Handelsministerium gegen zwei erwachsende Kinder von Juntachef Min Aung Hlaing sowie sechs ihrer Firmen.  

Am 1. Februar hatte die Armee gegen die regierende Partei "Nationale Lage für Demokratie" (NLD) unter Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi geputscht. Den Umsturz begründeten die Generäle mit angeblichem Wahlbetrug, ohne Beweise dafür zu erbringen. Bei den Parlamentswahlen im November hatte die NLD klar gewonnen, die militärtreue Partei USDP war unterlegen. Die Wahl wurde inzwischen von den neuen Machthabern annulliert.