Wehrbeauftragte kritisiert Aufnahme von Jugendlichen in Bundeswehr

Osnabrück, Berlin (epd). Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD) hat die Praxis der Bundeswehr kritisiert, weiterhin auch minderjährige Rekruten einzustellen. Die UN-Kinderrechtskonvention setze ein Mindestalter von 18 Jahren für den Dienst in den Streitkräften fest, sagte Högl der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). „Es ist daher sehr kritisch zu sehen, dass die Bundeswehr weiterhin Minderjährige einstellt.“ Zwar sei die Einstellung an die Zustimmung der Eltern und eine strenge Dienstaufsicht gebunden. Högl forderte dennoch, die Bundeswehr sollte ihre Einstellungspraxis überdenken. Zumindest sollten die Ausbildung und der Dienst an der Waffe erst mit dem Erreichen der Volljährigkeit beginnen.

Auch das Bündnis „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen bei der Bundeswehr“ forderte die Bundesregierung auf, das Mindestalter für die Rekrutierung wie im Koalitionsvertrag angekündigt auf 18 Jahre anzuheben. Deutschland sollte sich wie 150 Staaten weltweit zur Einhaltung dieses Standards verpflichten. „Nach wie vor bewegen wir uns auf einem skandalös hohen Niveau, und es ist sehr bedauerlich, dass 2021 sogar noch mehr unter 18-Jährige eingestellt wurden als im Vorjahr“, sagte Sarah Fontanarosa, Sprecherin des Bündnisses, am Donnerstag.

Das Bündnis ist eigenen Angaben zufolge ein Zusammenschluss von Organisationen aus den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Kirchen und Gewerkschaften. 2021 stellte die Bundeswehr seinen Angaben zufolge 1.239 Jugendliche im Alter von 17 Jahren ein. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil der Minderjährigen an den Rekruten somit von 7,0 auf 7,4 Prozent.

Tendenziell sinke die Zahl allerdings seit 2017, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Zahlen der Bundeswehr. 2017 seien 2.126 Jugendliche eingestellt worden - im vergangenen Jahr waren es 1.239. Der Anteil sank von 9,1 auf 7,4 Prozent.

Von den minderjährigen Rekruten wurden demnach mehr als die Hälfte im fünften Dienstmonat volljährig. Mit deutlichem Vorsprung waren die meisten der Minderjährigen männliche Jugendliche. Nur knapp jede fünfte war weiblich (19,3 Prozent). Das ist ein etwas höherer Frauenanteil als bei den Neueinstellungen insgesamt (17,4 Prozent). Insgesamt nahm die Bundeswehr im vergangenen Jahr 16.697 Soldatinnen und Soldaten neu in den Dienst - etwas mehr als im Vorjahr (16.442).

Bewerber für die Bundeswehr müssen mindestens 17 Jahre alt sein, die Zustimmung ihrer Eltern haben und eine sechsmonatige Probezeit absolvieren. Sie machen auch einen physischen und psychologischen Eignungstest. Die 17-Jährigen sind nicht so einsetzbar wie andere Soldaten. Sie dürfen weder für den Wachdienst eingeteilt werden noch an Auslandseinsätzen teilnehmen. Waffen dürfen sie nur zu Ausbildungszwecken benutzen.