Vertreter der Weltreligionen rufen zu Dialog und Solidarität auf

Osnabrück/Münster (epd). Mit dem Appell, "neue Wege des Friedens einzuschlagen", ist am Dienstagabend das dreitägige Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio zu Ende gegangen. Die Begegnung und der Dialog über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg "halten die Gewalttäter auf", heißt es in dem von allen Teilnehmern unterzeichneten Friedensappell. Er wurde während einer Abschlusszeremonie auf dem Osnabrücker Marktplatz verlesen. Kinder übergaben ihn anschließend an Vertreter der Politik. Drei Tage lang hatten hochrangige Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften aus aller Welt in Münster und Osnabrück miteinander diskutiert und gebetet. 

Die Unterzeichner riefen die europäischen Staaten dazu auf, "einiger, offener und solidarischer zu sein". Gleichzeitig verpflichteten sie sich selbst, "dafür zu arbeiten, dass die Ursachen vieler Konflikte beseitigt werden: die Gier nach Macht und Geld, der Waffenhandel, der Fanatismus und der Nationalismus". Krieg und Gewalt seien niemals heilig. Die Gläubigen seien aufgefordert, "mit mehr Kühnheit zu handeln".

Der Gründer der 1968 in Rom ins Leben gerufenen Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, rief die Gläubigen angesichts von Leid und Gewalt in der Welt zum Gebet auf. Sie dürften nicht resignieren oder gleichgültig werden. "Das Gebet resigniert nicht. Der Frieden muss immer möglich sein", sagte Riccardi. Das Treffen habe gezeigt, dass Freundschaft unter den Religionen keine Rhetorik sei. Gleichzeitig kritisierte er "Europa, das zu sehr auf sich selbst konzentriert ist und die Welt nicht wahrnimmt".

Butros Marayati, Erzbischof der armenisch-katholischen Kirche im syrischen Aleppo, erinnerte an die Sehnsucht aller Völker nach Frieden. "Nie wieder Krieg - dieser Schrei ertönt aus meiner Stadt Aleppo und allen Städten, die von Gewalt und Konflikten verwundet sind." Krieg lasse sich nicht mit Krieg bekämpfen, sondern nur mit Vergebung, Versöhnung und "dem Willen, ein neues Leben zu beginnen".

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte die positive Kraft der Religionen. Sie knüpften Netzwerke des Friedens. Diese seien von "überlebensnotwendiger Bedeutung angesichts der grausamen Netzwerke der Ungerechtigkeit, der Gewalt und des Terrors". Jede Religion, jede Gemeinschaft, die ihre Verantwortung für die Menschen und die Welt wahrnehme, trete für Frieden in Gerechtigkeit ein. "Keine Religion ist terroristisch", zitierte Bode Papst Franziskus.