Verein organisiert Safe House in Kabul für afghanische Ortskräfte

Berlin (epd). Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte hat nach eigenen Angaben für lokale Helfer von Bundeswehr, Entwicklungsorganisationen und deutscher Polizei eine sichere Unterkunft in Kabul eingerichtet. Das bestätigte der ehrenamtliche Leiter des Vereins, Marcus Grotian, auf epd-Anfrage am Donnerstag. Er erklärte, die ersten 90 Ortskräfte hätten seit vergangenem Sonntag die Möglichkeit, im sogenannten Safe House auszuharren, bis der Visa-Prozess beendet ist.

Da die radikal-islamischen Taliban schon Teile des Landes kontrollierten, seien den betroffenen Personen auch Flugtickets zur sicheren Anreise bezahlt worden. Die Ausreise nach Deutschland werde, wo immer nötig, sichergestellt. Das Patenschaftsnetzwerk erklärte, nach Beendigung der Bundeswehr- und Polizeimission am Hindukusch wachse der Einfluss der Taliban, „die in unseren ehemaligen Angestellten Verräter sehen“. Grotian war selbst als Soldat 2011 in Kundus stationiert.

Die erste Monatsmiete für die Unterkunft mit dem englischen Namen „Beacon“ (Leuchtturm) hat den Angaben nach die Kunst-Aktivismus-Gruppe Zentrum für politische Schönheit übernommen. Das Safe House sei ausgestattet mit zwei Bunkern und bewaffneten Wachen.

Das Zentrum für Politische Schönheit erklärte indes, es habe die Miete für die Unterkunft der Bundesregierung lediglich ausgelegt. „Wir erwarten die Erstattung durch den Bundesinnenminister innerhalb von 7 Tagen.“ Für den Fall, dass die Regierung „ihr unverantwortliches Verhalten gegenüber den zivilen Helferinnen und Helfern der Bundeswehr und ihren Familien“ fortsetze, werde die deutsche Zivilgesellschaft aufgerufen, den Betrag auszugleichen.

Afghanischen Mitarbeitern von Bundeswehr und Polizei sowie deren Angehörigen wurden bisher rund 2.400 Visa ausgestellt. Nach Einschätzung des Patenschaftsnetzwerks gibt es 2.000 weitere Antragsberechtigte. Darüber hinaus seien 4.000 ehemalige Ortskräfte wegen enger Vorgaben von der Visa-Erteilung ausgeschlossen ebenso wie rund 1.000 Auftragnehmer, wie etwa der Erbauer der Kirche im Bundeswehrcamp bei Masar-i Scharif.