Venezuelas Militär lässt Hilfsgüter nicht ins Land

Berlin/Caracas (epd). Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung mit Gewalt stoppen und damit den Konflikt mit der Opposition eskalieren lassen. Bei Zusammenstößen zwischen Oppositionsanhängern und venezolanischen Sicherheitskräften wurden am Samstag mindestens vier Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt, wie die Tageszeitung "El Nacional" berichtete.

US-Außenminister Mike Pompeo kündigte "Maßnahmen" an. Nun sei die Zeit zum Handeln gekommen, um dem verzweifelten Volk zu helfen, schrieb er auf Twitter. Venezuelas sozialistischer Präsident Maduro sieht sich als Sieger des politischen Machtkampfes mit der Opposition. Den Oppositionsführer Juan Guaidó nannte er einen "Clown" und eine "Marionette" der USA.

Guaidó erklärte auf Twitter, angesichts der Gewalt "müssen wir uns alle Optionen offenhalten", um die Freiheit für Venezuela wiederzuerlangen. Er kündigte an, am Montag mit US-Vizepräsident Mike Pence und den lateinamerikanischen Außenministern der sogenannten Lima-Gruppe in Bogota zusammenkommen, um die nächsten Schritte zu besprechen.

Die USA hatten die humanitäre Hilfe auf Bitten der Opposition geschickt. Laut Oppositionsangaben sind 300.000 hungernde Menschen in Venezuela vom Tode bedroht. Maduro verneint eine humanitäre Krise in seinem Land und sieht in den Hilfslieferungen einen Vorwand für eine US-Militärintervention.

Tausende Anhänger der Opposition hatten sich friedlich an den Grenzübergängen zu Kolumbien und Brasilien versammelt, um die geplante Einfuhr der Hilfsgüter nach Venezuelas zu begleiten. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und versperrten den Lastwagen, die in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta tonnenweise Lebensmittel und Medikamente geladen hatten, den Weg. Bei den Zusammenstößen an der Grenze wurden nach Angaben des kolumbianischen Außenministers Carlos Holmes Trujillo insgesamt 255 Venezolaner und 30 Kolumbianer verletzt.

Drei Lastwagen, die von Kolumbien die Grenze passiert hatten, wurden im venezolanischen Ureña von Sicherheitskräften angezündet. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Helfer versuchen, die Hilfsgüter aus den Flammen zu retten. Demnach waren die Lastwagen mit Insulin, Morphium und Lebensmitteln beladen, wie ein Arzt laut der Zeitung "El Nacional" sagte. Guaidó verurteilte das Anzünden von humanitärer Hilfe als Menschenrechtsverbrechen.

Wegen der Unterstützung Kolumbiens für die Hilfstransporte brach Maduro die diplomatischen Beziehungen zu dem Nachbarstaat ab. Bei einer Kundgebung in Caracas sagte er, die "faschistische Regierung von Kolumbien" müsse ihre diplomatischen Vertreter binnen 24 Stunden aus Venezuela abziehen. Kolumbiens Außenminister Holmes Trujillo sagte, sein Land erkenne Guaidó als rechtmäßigen Staatschef an und werde deshalb die Botschaft nicht schließen.

Guaidó hatte sich am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als legitimen Interimsstaatschef anerkannt.

Auch an der Grenze zu Brasilien kam es zu Zusammenstößen. Das Militär und bewaffnete Maduro-treue Gangs gingen dabei gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vor. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal wurden dabei vier Menschen getötet, darunter ein 14-jähriger Junge. Alle seien durch Schüsse in Santa Elena de Uairén gestorben. 29 weitere Menschen seien verletzt worden.

Pompeo verurteilte die Gewalt von "Maduros Schlägern" gegen die Zivilbevölkerung Venezuelas. "Was für ein kranker Tyrann stoppt Nahrung für hungrige Menschen?", schrieb er auf Twitter.

Ein Schiff, das aus Puerto Rico mit 300 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten aufgebrochen war, musste wegen Drohungen des venezolanischen Militärs wieder umkehren, wie Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello erklärte. Das Militär habe angedroht, das Feuer zu eröffnen.

Nach Angaben der kolumbianischen Migrationsbehörde setzten sich am Samstag rund 60 venezolanische Sicherheitskräfte in das Nachbarland ab. Die meisten hätten um Asyl gebeten. Das Militär ist die größte Stütze von Maduro im politischen Machtkampf. Der von der Opposition dominierte Nationalkongress hatte ein Amnestiegesetz für Soldaten verabschiedet, die ihre Unterstützung für Maduro aufgeben.