Unicef: Eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktgebieten

Köln (epd). Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks Unicef leben mehr Kinder als je zuvor entweder in Konfliktgebieten oder sind wegen Konflikten gewaltsam vertrieben worden. Die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Kinder weltweit hätten im Jahr 2024 ein verheerendes Ausmaß erreicht, erklärte das Kinderhilfswerk der UN am Samstag in Köln unter Verweis auf eine Unicef-Analyse der neuesten verfügbaren Daten und globalen Trends.

Über 473 Millionen Kinder, mehr als jedes sechste Kind weltweit, lebten heute in Konfliktgebieten, erklärte Unicef. Die Zahl der Konflikte sei laut Global Peace Index die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Anteil der Kinder weltweit, die in Konfliktgebieten leben würden, habe sich seit den 1990er Jahren von etwa zehn Prozent auf heute fast 19 Prozent verdoppelt. Bis Ende 2023 seien 47,2 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben worden. Kinder und Jugendliche seien überproportional von Flucht und Vertreibung betroffen.

Laut den neuesten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2023 gab es den Vereinten Nationen einen Negativ-Rekord von 32.990 schweren Kinderrechtsverletzungen gegen fast 22.560 Kinder und Jugendliche, wie erklärte Unicef weiter erklärte. Das sei die höchste Zahl seit Beginn des vom UN-Sicherheitsrat eingesetzten Überwachungsmechanismus.

Auch wenn für 2024 noch nicht alle Zahlen vorliegen würden, rechne Unicef angesichts der aktuellen Entwicklungen mit einem weiteren Anstieg, hieß es. So seien beispielsweise im Gaza-Streifen Tausende von Kindern getötet und verletzt, worden. Die Vereinten Nationen hätten in der Ukraine in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 mehr Opfer unter Kindern registriert als im gesamten Jahr 2023. Besonders besorgniserregend sei die Situation für Frauen und Mädchen, da es in Konfliktgebieten zahlreiche Berichte über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt gebe.

„In fast jeder Hinsicht war 2024 eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen in der 78-jährigen Geschichte von Unicef“, sagte die Exekutivdirektorin von Unicef, Catherine Russell. Das gelte sowohl für die Zahl der betroffenen Kinder als auch für die Auswirkungen auf ihr Leben.

Die Rechte einer Rekordzahl von Kindern, die von Konflikten betroffen sind, werden verletzt, weil sie getötet und verletzt werden oder die Schule abbrechen müssen, erklärte das Hilfswerk. Zudem fehle es an lebenswichtigen Impfungen oder sie litten an schwerer Mangelernährung. Diese Zahl werde voraussichtlich noch weiter steigen.

Ein Kind, das in einem Konfliktgebiet aufwächst, gehe im Vergleich zu einem Kind, das an einem friedlichen Ort lebe, mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht zur Schule, sei mangelernährt und werde aus seinem Zuhause vertrieben erklärte Russel. Das dürfe nicht zur neuen Normalität werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Generation von Kindern zum Kollateralschaden der ungebremsten Kriege in der Welt wird“, mahnte Russel.