UN warnen vor weiterer Eskalation des Bürgerkrieges in Äthiopien

Knapp zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkrieges im Norden Äthiopiens ist kein Frieden in Sicht. Angesichts der anhaltenden Kämpfe dringen die Vereinten Nationen auf Gespräche zwischen den Konfliktparteien.

Nairobi/Genf (epd). Angesichts anhaltender Kämpfe warnen die Vereinten Nationen vor einer weiteren Eskalation des Tigray-Konflikts im Norden Äthiopiens. Die Feindseligkeiten zwischen den Truppen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hätten verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Dienstag in Genf. Zuvor hatte UN-Generalsekretär António Guterres ein sofortiges Ende der Gewalt gefordert. Seit knapp zwei Jahren herrscht im Norden Äthiopiens ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der Zentralregierung und Kämpfern der TPLF. Zuletzt nahmen die Kämpfe wieder zu.

Türk sagte, das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte habe seit Ende August zahlreiche Berichte über zivile Opfer und die Zerstörung von Infrastruktur durch Luftangriffe und Artillerieeinschläge erhalten. „Nach dem Völkerrecht stellen wahllose Angriffe oder Angriffe, die absichtlich auf Zivilisten oder zivile Objekte abzielen, Kriegsverbrechen dar“, sagte er.

Türk appellierte an die Parteien, die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen und auf eine friedliche und dauerhafte Lösung hinzuarbeiten. Die anhaltende Massenmobilisierung von Soldaten und Kämpfern durch verschiedene Konfliktparteien sei beunruhigend. Auch UN-Generalsekretär Guterres rief auf Twitter zur Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den Konfliktparteien auf.

Nach dem Bruch einer fünfmonatigen Waffenruhe haben die Kämpfe in der Tigray-Region seit Ende August wieder zugenommen. Laut lokalen Medienberichten hat die äthiopische Armee am Montag die Stadt Shire im Norden Tigrays eingenommen. Die äthiopische Regierung verkündete, dass sie alle Flughäfen und Regierungsgebäude in der Region unter ihre Kontrolle bringen wolle. Vor diesem Hintergrund erscheint die ebenfalls geäußerte Bereitschaft zu Friedensverhandlungen wenig glaubwürdig.

Bereits am Wochenende hatte die AU zu einer sofortigen Waffenruhe aufgerufen. Außerdem war bekannt geworden, dass ein Mitarbeiter des International Rescue Committee (IRC) bei dem Angriff auf Shire getötet wurde.

Die Kämpfe hatten im November 2020 in Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der in der Region herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Inzwischen hat sich der Krieg auf mehrere Nachbargebiete ausgeweitet und zu einer humanitären Katastrophe in der Region geführt. Die Zentralregierung in Addis Abeba behindert immer wieder die humanitären Hilfslieferungen und andere Transporte nach Tigray. Millionen von Menschen haben nicht genug zu essen, Hunderttausende sind laut UN-Schätzungen auf der Flucht. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.