UN stoppen alle Hilfslieferungen in Syrien

Genf (epd). Nach dem verheerenden Angriff auf einen Hilfskonvoi bei Aleppo stellen die Vereinten Nationen die Hilfslieferungen in Syrien vorübergehend ein. Die Gewalttat zwinge die UN zu diesem Schritt, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Dienstag in New York. Zum Auftakt der Generaldebatte der UN-Vollversammlung prangerte er den Angriff als jüngstes Beispiel für die Unmenschlichkeit des mehr als fünf Jahre dauernden Konflikts in Syrien an. Ban machte das Regime des Machthabers Baschar al-Assad für verschiedene Verbrechen wie den Abwurf von Fassbomben auf Zivilisten verantwortlich.

Etwa 20 Zivilisten und ein Mitarbeiter des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes seien am Montag bei dem Angriff auf den Hilfskonvoi im Nordwesten Aleppos getötet worden, erklärten das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und der Syrisch-Arabische Rote Halbmond. Der Angriff auf den Konvoi von UN und Syrisch-Arabischem Roten Halbmond habe sich ereignet, während die Hilfsgüter von den Lastwagen geladen wurden. Ein Großteil der Lebensmittel und medizinischen Güter sei zerstört worden, ebenso wie mindestens 18 der 31 Lkw.

"Von dem, was ich über den Angriff von gestern weiß, war es eine ungeheuerliche Verletzung Internationalen Humanitären Rechts, was komplett inakzeptabel ist", sagte Rot-Kreuz-Präsident Peter Maurer. Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien verlangte eine Untersuchung, da es sich möglicherweise um ein Kriegsverbrechen handele.

Ein Vertreter der US-Regierung legte nahe, dass entweder die syrische oder die russische Luftwaffe für den Angriff verantwortlich sei. Das US-Außenministerium erklärte, sowohl das syrische Regime als auch Russland hätten das Ziel des Hilfskonvois gekannt, dennoch seien die Helfer getötet worden. Man werde das Thema direkt mit Russland ansprechen. "In Anbetracht des ungeheuerlichen Bruchs der Waffenruhe werden wir die Aussicht für eine künftige Zusammenarbeit mit Russland überdenken."

Russland und Syrien wiesen jede Verantwortung zurück. Man habe bei der Sichtung der Aufnahmen des Vorfalls keinerlei Anzeichen eines Beschusses des Konvois festgestellt, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut dem britischen Sender BBC. Das syrische Militär erklärte, es sei nicht wahr, dass die Armee den Konvoi angegriffen habe, wie die BBC unter Berufung auf staatliche Medien berichtete.

Nach UN-Angaben waren alle Konfliktparteien über den Konvoi mit Lebensmitteln, Kleidern und anderen humanitären Gütern für 78.000 bedürftige Menschen informiert. Die Fahrzeuge seien klar als humanitärer Konvoi gekennzeichnet gewesen. Laut Rotem Kreuz hatten alle Konfliktparteien Sicherheitsgarantien für eine freie Fahrt gegeben.

Syrien sei eines der gefährlichsten Länder für humanitäre Helfer, erklärten die Hilfsorganisationen. In den vergangenen sechs Jahren seien 54 angestellte und freiwillige Mitarbeiter des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes getötet worden.

Am Montag vergangener Woche trat in dem Bürgerkriegsland eine Waffenruhe in Kraft, die aber vom Assad-Regime aufgekündigt wurde. In dem Konflikt, der 2011 ausbrach, kämpfen Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Schätzungsweise 300.000 Menschen wurden bislang getötet, rund fünf Millionen Syrer haben ihr Land verlassen. Russland unterstützt Assad. Die USA helfen Rebellengruppen.