UN nehmen Hilfslieferungen in Syrien wieder auf

Genf (epd). Drei Tage nach dem verheerenden Angriff auf einen humanitären Konvoi haben die Vereinten Nationen ihre Hilfslieferungen in Syrien wieder aufgenommen. Der humanitäre Berater der UN für Syrien, Jan Egeland, sagte in Genf, er hoffe, dass die Helfer am Donnerstag die belagerte Stadt Madaya erreichen würden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte zur Beruhigung der Lage in Syrien eine vorübergehende Flugverbotszone.

Laut Egeland bereiten die UN auch Lieferungen für die Menschen in den abgeriegelten Orten Foua, Kafraya und Zabadani vor. Die Helfer seien dabei, die Lastwagen mit Gütern zu beladen. Laut Egeland ist es wahrscheinlich, dass die UN die Erlaubnis für die Lieferungen von den Behörden des Machthabers Baschar al-Assad erhalten werden. Danach würden andere Ziele angefahren.

Während Aufständische die Orte Foua und Kafraya belagern, schnüren Truppen des Diktators Baschar al-Assad die Orte Zabadani und Madaya ab. In den vier Orten harren nach UN-Angaben rund 62.000 Menschen aus.

Egeland bezeichnete den Beschuss von Fahrzeugen der UN und des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes am Montag mit rund 20 Toten als bislang schlimmsten Angriff auf einen Hilfskonvoi, der zwischen den Frontlinien des Bürgerkriegslandes unterwegs war. Als Reaktion auf das Blutbad nordwestlich von Aleppo hatten die UN die vorübergehende Einstellung aller Hilfslieferungen beschlossen. 

Die Attacke ereignete sich während der brüchigen Waffenruhe, die seit Anfang vergangener Woche in Syrien gilt. Außenminister Steinmeier sagte am Rande der UN-Vollversammlung in New York: "Wenn der Waffenstillstand überhaupt noch eine Chance haben soll, dann führt der Weg nur über ein zeitlich begrenztes, aber vollständiges Verbot aller militärischen Flugbewegungen über Syrien - mindestens für drei, besser für sieben Tage." 

Der gerade erst zwischen den USA und Russland vereinbarte Waffenstillstand drohe sonst völlig in sich zusammenzufallen. Auch der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD), sprach sich für die Schaffung einer solchen Zone aus, wie die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Freitagsausgabe) berichtete.

In Syrien waren innerhalb weniger Tage zwei Mal humanitäre Helfer angegriffen worden. Die Bundesregierung bezeichnete die Angriffe als "Kriegsverbrechen". In Syrien kämpft das Assad-Regime mit Rebellen und Terrororganisationen um die Macht. Russland, der Iran und schiitische Milizen unterstützen das Assad-Regime. Die USA helfen Rebellengruppen. Seit Beginn des Konflikts vor mehr als fünf Jahren starben laut Schätzungen von UN-Funktionären rund 300.000 Menschen, Millionen Männer, Frauen und Kinder sind auf der Flucht.