UN: Menschenrechtsverletzungen in Mali dramatisch zugenommen

Frankfurt a.M., Bamako (epd). Die Gewalt in Mali hat in den vergangenen Monaten laut einem UN-Bericht dramatisch zugenommen. Von Januar bis März seien in dem westafrikanischen Land mehr als 540 Zivilistinnen und Zivilisten von Islamisten oder Sicherheitskräften getötet worden, hieß es in dem Bericht der UN-Mission Minusma, der am Montag veröffentlicht wurde. Das sei eine Zunahme um mehr als 320 Prozent im Vergleich zum vorherigen Drei-Monats-Zeitraum. Islamistische Gruppen und andere Milizen sind demnach für den Tod von knapp 300 Menschen verantwortlich, die Streitkräfte für knapp 250.

Insgesamt habe die UN-Mission in Mali 320 Menschenrechtsverletzungen durch das Militär in dem Zeitraum registriert, im Vergleich zu 31 Fällen von Oktober bis Dezember 2021. Darunter seien Ermordungen, das Verschleppen von Menschen, willkürliche Festnahmen, Folter und grausame Behandlung. In einigen Fällen sei das malische Militär in Begleitung ausländischer Armeeangehörige gewesen, hieß es in dem Bericht. Die Herkunft dieser Bewaffneten wurde dabei nicht erläutert. In Mali halten sich Söldner der russischen Wagner-Gruppe auf, und die malische Regierung spricht von russischen Ausbildern.

Dem Bericht zufolge hat das malische Militär seine Einsätze gegen den Terrorismus in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich erhöht. Vor allem im Zentrum des Landes ist die Lage kritisch.

Die Zahlen des Berichts entsprechen den Vorfällen, die die UN-Mission bestätigen konnte. Da die malischen Behörden die Bewegungsfreiheit des UN-Personals immer wieder einschränken, könnte die Zahl der Übergriffe und Getöteten deutlich höher liegen. So wurde den UN der Zugang zur zentralmalischen Ortschaft Moura verwehrt, wo nach Zeugenaussagen und Menschenrechtlern Soldaten und ihre russischen Verbündeten ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt und rund 300 Menschen getötet haben. Die Regierung spricht von getöteten Islamisten.

An der Minusma ist auch die Bundeswehr beteiligt. Am 20. Mai verlängerte der Bundestag das Mandat um ein Jahr und erhöhte die Zahl der Soldaten auf bis zu 1.400 von davor 1.100. Der UN-Einsatz gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Zuletzt gab es wegen der Präsenz russischer Söldner und der Verschiebung der Wahlen durch die vom Militär dominierten Übergangsregierungen heftige Spannungen zwischen Mali und europäischen Staaten. Frankreich kündigte im Februar den Abzug seiner Truppen an.