UN: Mehr als 100 Zivilisten bei Luftschlägen in Äthiopien getötet

Genf (epd). Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat sich alarmiert über die vielen zivilen Opfer der Kämpfe in Äthiopiens nördlicher Region Tigray geäußert. Bei Luftangriffen seien seit Beginn des Jahres mindestens 108 Menschen getötet und weitere 75 Menschen verletzt worden, sagte die Sprecherin des Hochkommissariats, Liz Throssell am Freitag in Genf. Die Attacken seien mutmaßlich von der Luftwaffe der äthiopischen Zentralregierung ausgeführt worden. Sie habe eine Bildungseinrichtung, einen Personenbus, ein Flüchtlingslager und andere zivile Ziele unter Beschuss genommen.

Das Hochkommissariat rief die Regierungstruppen dazu auf, die Zivilisten zu verschonen und die Prinzipien des humanitären Völkerrechts zu beachten. Verstöße dagegen könnten als Kriegsverbrechen eingestuft werden.

Seit November 2020 tobt ein blutiger Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und jeweils unterstützende Milizen. Die Kämpfe weiteten sich aus der Region Tigray auf andere Gebiete aus.

Aufgrund der anhaltenden Gewalt warnte das UN-Welternährungsprogramm vor einem Ende seiner Lieferungen von Lebensmitteln und Treibstoff in den Norden Äthiopiens. Seit Mitte Dezember habe kein WFP-Konvoi mehr die Hauptstadt Tigrays, Mekele, erreicht. Viele Nahrungsreserven in der Stadt, etwa für unterernährte Kinder seien aufgebraucht. Inzwischen sind den Angaben nach schätzungsweise 9,4 Millionen Menschen im Norden Äthiopiens auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das seien 2,7 Millionen Menschen mehr als noch vor vier Monaten und das größte jemals dagewesene Ausmaß der Not in dem Gebiet.