UN-Koordinator: Lage der Menschen in Tigray eine Tragödie

Genf (epd). Nach einem Besuch in Äthiopien hat UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths die Lage der Menschen in der Konfliktregion Tigray als Tragödie bezeichnet. Die Bevölkerung leide unter Gewalt und Hunger, sagte Griffiths am Freitag in Genf.

Jeden Tag seien 100 Lastkraftwagen mit humanitären Gütern zur Versorgung der Bevölkerung nötig. Die tatsächlich eintreffenden Lieferungen in das Gebiet im Norden Äthiopiens seien jedoch wesentlich geringer, beklagte Griffiths.

Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed habe ihm bei einem Treffen in Adis Abeba die Unterstützung der Regierung bei der Abwicklung der Transporte zugesagt. Doch die Konvois würden weiter durch bürokratische Prozesse, Kontrollen und Prüfungen aufgehalten. Zudem behindere die Gewalt Lieferungen in die Region.

Schulen, Krankenhäuser, Bewässerungssysteme und andere Infrastruktureinrichtungen seien systematisch zerstört worden, erklärte Griffiths. Die Kämpfe zwischen Truppen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) griffen nun auf die Regionen Amhara and Afar über.

Laut den UN sind in Tigray 5,2 Millionen Menschen, das entspricht 90 Prozent der Bevölkerung, zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. Der Konflikt begann im November 2020. Allen Konfliktparteien werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen, etwa Erschießungen von Zivilisten und sexuelle Gewalt. Hilfsorganisationen kritisieren immer wieder, dass ihre Arbeit in Tigray behindert wird.