UN-Kommissar fordert Hilfen für Millionen geflüchteter Menschen

Nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren so viele Menschen auf der Flucht wie derzeit: Es sind 114 Millionen. Ein UN-Forum sucht Lösungen für die globale Krise, die durch Kriege immer weiter verschärft wird.

Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat die Staatengemeinschaft zu mehr Hilfe für die 114 Millionen vertriebenen Menschen dieser Welt aufgefordert. Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, bewaffnete Konflikte oder schwere öffentliche Unruhen hätten sie in die Flucht gezwungen, sagte Grandi zum Auftakt einer UN-Vertriebenenkonferenz am Mittwoch in Genf. Er wies auf dem Globalen Flüchtlingsforum auf das Schutzbedürfnis von Menschen auf der Flucht hin. Der UN-Hochkommissar rief auch zur Bekämpfung der Fluchtursachen auf.

Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind so viele Menschen auf der Flucht wie nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit Blick auf den Nahen Osten forderte Grandi eine sofortige und stabile Waffenruhe zwischen den Kriegsparteien Hamas und Israel. Die Region brauche wirklichen Frieden und Sicherheit, sagte der Hochkommissar mit Blick auf die Kämpfe im Gaza-Streifen.

Er forderte die Weltgemeinschaft auf, die vielen anderen Krisen und Konflikte nicht aus den Augen zu verlieren. In der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan, in der Demokratischen Republik Kongo und weiteren Staaten seien ebenso Menschen auf der Flucht vor Gewalt.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wies auf dem Flüchtlingsforum auf erfolgreiche Projekte für Vertriebene hin. Sie erklärte, dass Mauretanien auf dem ersten Globalen Forum 2019 die Aufnahme von Flüchtlingen in sein soziales Sicherungssystem zugesagt habe. Deutschland habe dies unterstützt. Inzwischen gebe es beachtliche Erfolge bei der Registrierung und Integration der Geflüchteten aus Mali.

Ein weiteres Beispiel sei Jordanien. Das Land spiele als eines der bedeutendsten Aufnahmeländer für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten eine besondere Rolle. Jordanien ermögliche Flüchtlingskindern den Schulbesuch. Deutschland und andere Geber seien bereit, sich an den Mehrkosten zu beteiligen.

Das Globale Flüchtlingsforum ist das weltweit größte Treffen für Flüchtlinge und Vertriebene und findet bis Freitag statt. Regierungen, lokale Behörden, internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft und der Privatsektor kommen zusammen, um nach Lösungen für die globale Flüchtlingskrise zu suchen.

Hauptursachen für die Vertreibungen in der ersten Jahreshälfte 2023 waren laut der UNHCR der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, der bewaffnete Konflikt zwischen Armee und einer Miliz im Sudan, die Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar sowie die anhaltenden Krisen in Somalia sowie Afghanistan.

Die 6,5 Millionen Menschen aus Syrien bildeten die größte Flüchtlingspopulation unter dem Mandat des UNHCR. Mehr als 6,5 Millionen syrische Flüchtlinge waren Mitte des laufenden Jahres in 130 Ländern gemeldet. Auf den nächsten Plätzen folgten 6,1 Millionen geflüchtete Menschen aus Afghanistan sowie 5,9 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihr Land aufgrund der Gewalt verlassen mussten.

Das UNHCR unterscheidet zwischen verschiedenen Kategorien. Bei Flüchtlingen handelt es sich laut Völkerrecht um Menschen, die eine internationale Grenze überquert haben, um Verfolgung und Krieg zu entkommen. Binnenflüchtlinge irren in ihren Heimatländern umher. Zudem erfasst das UNHCR Asylsuchende, Staatenlose und andere Personengruppen. Palästinensische Flüchtlinge bilden traditionell eine eigene Gruppe.