UN-Hochkommissariat alarmiert über Berichte von Massaker im Sudan

Im Krieg im Sudan haben die berüchtigten RSF-Milizen möglicherweise Hunderte Zivilisten getötet. Das Massaker soll sich in der Unruheregion Darfur ereignet haben.

Genf/Nairobi (epd). Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat sich alarmiert über ein mutmaßliches Massaker im Krieg in Sudan geäußert. Laut Berichten hätten die Milizionäre der „Rapid Support Forces“ (RSF) und verbündete arabische Kämpfer Anfang November in der Stadt Ardamata Hunderte von Zivilisten des Masalit-Volkes getötet, teilte ein Sprecher des UN-Hochkommissariats, Jeremy Laurence, am Freitag in Genf mit. Im Sudan toben seit Mitte April heftige Kämpfe zwischen der RSF und der regulären Armee.

Es handele sich um einen weiteren ethnisch motivierten Angriff auf nicht-arabische Zivilisten in dem Bundesstaat West-Darfur in nur wenigen Monaten, sagte Laurence. Vorläufige Informationen von Überlebenden und Zeugen deuteten darauf hin, dass die Zivilbevölkerung sechs Tage lang unter dem Terror der RSF und der mit ihr verbündeten Milizen zu leiden hatte. Einige der Opfer seien kurzerhand hingerichtet oder lebendig verbrannt worden.

Viele der Getöteten seien junge Männer und Angehörige sudanesischer Soldaten gewesen. Berichten zufolge seien Frauen und Mädchen Opfer sexueller Gewalt geworden, erklärte Laurence. Tausende Menschen seien vor der Gewalt geflüchtet, einige davon in den Tschad.

Derweil schlossen sich bewaffnete Rebellen aus der Darfur-Region in dem Krieg der Armee an. Bisher neutrale Gruppen wollten in dem Konflikt kämpfen, berichtete die Zeitung „Sudan Tribune“. Bei einer Pressekonferenz begründete der Chef der Sudanesischen Befreiungsbewegung (SLM), Minni Minawi, den Schritt demnach mit den brutalen Verbrechen der RSF.

In einer gemeinsam mit der Rebellengruppe JEM veröffentlichten Erklärung heißt es laut der Zeitung, der Krieg gefährde die Einheit des Landes. Die Rebellen kritisierten auch, dass über das Nachbarland Tschad militärische Unterstützung für die RSF-Milizen geliefert werde.

Im Sudan eskalierte am 15. April ein Machtkampf zwischen Armee und den RSF. Seitdem wurden laut UN-Angaben Tausende Menschen getötet, etwa sieben Millionen sind auf der Flucht. Die überwältigende Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder. Darfur im Westen des Landes ist seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt.

Internationale diplomatische Bemühungen für eine Beilegung des Konflikts blieben bisher erfolglos. Nach Angaben der Vereinten Nationen forderte die Militärregierung des nordostafrikanischen Landes das Ende der UN-Mission Unitams. Das Land sei aber weiter bereit, mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten, hieß es in einem an UN-Generalsekretär António Guterres gerichteten Brief.