UN: "Grauenhafte" Gewalt im Süden des Kongo

Genf/Kinshasa (epd). Die Gewalt im Süden des Kongo hat den UN zufolge grauenhafte Ausmaße angenommen. Eine von Kongos Regierung ausgerüstete Miliz überfalle gezielt Angehörige bestimmter Volksgruppen in der Kasai-Region, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, am Dienstag in Genf. Flüchtlinge hätten von brutalen Massakern berichtet, bei denen Zweijährigen die Gliedmaßen abgehackt und Schwangeren Föten aus dem Leib geschnitten worden seien. Andere Opfer seien lebendig angezündet worden. Beim Überfall auf ein Krankenhaus seien alle 90 Patienten und Ärzte ermordet worden.

An einigen Massakern der Miliz, die Bana Mura genannt wird, beteiligten sich Seid zufolge auch Polizisten und Soldaten. Der Hochkommissar forderte den Menschenrechtsrat auf, eine unabhängige Untersuchung der Verbrechen zu beschließen. Die kongolesische Regierung hatte diese zuletzt am Montag abgelehnt.

Seid betonte, auch die Milizen unter dem Dach der Rebellenbewegung Kamuina Nsapu, die gegen die Armee kämpft, seien für zahlreiche Menschenrechtsverbrechen verantwortlich. Auch diese Taten müssten untersucht werden. So kämpften Augenzeugen zufolge bereits Kinder im Alter von sieben Jahren für die Miliz, viele von ihnen unter dem Einfluss von Drogen.

Seit dem Ausbruch schwerer Kämpfe vergangenen August sind in den drei Kasai-Provinzen mindestens 3.300 Menschen getötet worden. Eine entsprechende Schätzung legte am Dienstag eine Arbeitsgruppe der katholischen Kirche im Kongo vor. Bislang war von einigen hundert Toten die Rede gewesen. Die Kirche beschreibt in einem Bericht zudem eine massive Beschädigung der Infrastruktur. So hätten Soldaten und Milizen unterschiedlicher Gruppen etwa 3.700 Häuser in der Region zerstört.

Die Krise in der Region um die drei Kasai-Provinzen begann vor knapp einem Jahr als Nachfolgestreit für einen traditionellen Anführer. Inzwischen gelten viele der Gefechte als ethnisch motiviert. Die Miliz Kamuina Nsapu ist zersplittert.

Ende März waren zwei Mitglieder einer UN-Untersuchungskommission sowie ihre kongolesischen Mitarbeiter in der Region ermordet worden. Ihr Tod steht vermutlich im Zusammenhang mit der Entdeckung von 42 Massengräbern, deren Aushebung vor allem der Armee zur Last gelegt wird. Mehr als 1,3 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben vor der anhaltenden Gewalt auf der Flucht.