UN-Ermittler werfen Assad Einsatz von Chemiewaffen vor

New York/Genf (epd). Die Vereinten Nationen erheben schwere Vorwürfe gegen das Assad-Regime in Syrien. Die Armee sei in dem Bürgerkrieg für ein Massaker mit Giftgas und das Aushungern Hunderttausender Menschen verantwortlich, erklärten UN-Vertreter am Freitag in Genf. In beiden Fällen handele es sich um Kriegsverbrechen.

Assads Truppen hätten am 4. April die Stadt Chan Schaichun mit dem Nervengift Sarin angegriffen, heißt es in einem Report von UN-Ermittlern, der an den Sicherheitsrat in New York geleitet wurde. Bei dem Angriff starben rund 90 Menschen, viele erlitten schwere Verletzungen. Bereits im September hatte eine UN-Kommission die Assad-Streitkräfte als Angreifer von Chan Schaichun identifiziert.

Auch die amerikanische UN-Botschafterin, Nikki Haley, machte die Assad-Einheiten für den Angriff verantwortlich. Nun sei zum vierten Male bewiesen, dass Assads Truppen Giftgas in dem seit 2011 tobenden Konflikt eingesetzt hätten, erklärte Haley. Die tatsächliche Zahl der Angriffe sei wesentlich höher.

Haley appellierte an alle Staaten, die das Regime von Baschar al-Assad unterstützen, die Hilfe für den Machthaber einzustellen. Die Aufforderung richtete sich vor allem an Russland und den Iran. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verlangte vom Sicherheitsrat die Bestrafung der Täter. Der Rat müsse Sanktionen verhängen und klar machen, dass er das internationale Verbot von Chemiewaffen durchsetzen will. 

Russland wies die Ergebnisse des UN-Berichts zurück. Vize-Außenminister Sergej Ryabkov erklärte, dass der Report tendenziös und die angewandte Methodologie fehlerhaft seien. Dem Ermittler-Team gehören Experten der UN und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen an.

Unterdessen sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, das Assad-Regime schneide rund 350.000 Menschen in der Region Ost-Goutha von Lieferungen mit Lebensmitteln und medizinischen Gütern ab. Die Bilder unterernährter Kinder aus dem Gebiet in der Nähe von Damaskus seien "schockierend", unterstrich der Jordanier Seid.

Laut dem Hochkommissar greifen die Assad-Armee und ihre Verbündeten fast täglich Wohngebete in Ost-Goutha an. Er forderte eine sofortige Einstellung der Attacken und ein Ende der vierjährigen Belagerung. Die Assad-Truppen riegeln neben Ost-Goutha weitere Gebiete und Ortschaften ab.

Im syrischen Bürgerkrieg kämpfen Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen sind auf der Flucht.