UN: Dutzende Zivilisten bei Gewalt in Region Idlib getötet

Genf/Amman/Berlin (epd). Bei den eskalierenden Kämpfen im Nordwesten Syriens sind nach Angaben der Vereinten Nationen Dutzende Zivilisten getötet worden. Die zunehmende Gewalt in der Provinz Idlib und angrenzenden Landstrichen mit dort knapp drei Millionen Menschen sei zutiefst besorgniserregend, erklärte der Regionale Humanitäre UN-Koordinator, Panos Moumtzis, am Dienstag in der jordanischen Hauptstadt Amman. Die Diakonie Katastrophenhilfe warnte vor einer humanitären Katastrophe in Idlib. Eine Militäroffensive könnte 700.000 Menschen in die Flucht zwingen, erklärte das evangelische Hilfswerk.

Seit Tagen steigern nach UN-Angaben das Assad-Regime und seine Verbündeten die Luftschläge und den Bodenbeschuss auf das südliche Idlib und den nördlichen Teil der Provinz Hama. Auch die Gegenschläge mit Raketen durch Aufständische nähmen zu, erklärte Moumtzis. Das Regime plant mit russischer und iranischer Hilfe, das letzte von Anti-Assad-Kräften gehaltene Gebiet zu erobern. Viele der Rebellen sind Islamisten. 

Der UN-Koordinator beklagte zudem, dass vier Krankenhäuser attackiert worden seien. Mehr als 30.000 Menschen seien in den vergangenen Tagen vor der Gewalt innerhalb der Region geflohen, knapp die Hälfte davon sei nun in Camps untergebracht. Moumtzis verlangte von den Konfliktparteien eine politische Lösung, um den Zivilisten Leid zu ersparen. 

Unterdessen führte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, in Genf die Beratungen mit Russland, dem Iran und der Türkei fort, bei denen es auch um Idlib geht. Der Sondergesandte will erreichen, dass sich die Milizen aus den Wohngebieten Idlibs zurückziehen. Somit könnte eine humanitäre Katastrophe verhindert werden. Ende dieser Woche will de Mistura mit Abgesandten aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA sowie aus arabischen Staaten die Lage in Syrien erörtern. 

UN-Funktionäre warnen seit Tagen eindringlich vor den Folgen einer Militäroffensive auf Idlib. Eine Schlacht in der Region könnte die "größte humanitäre Katastrophe mit dem größten Verlust an Leben im 21. Jahrhundert" auslösen, erklärte der Nothilfekoordinator der UN, Mark Lowcock. In dem 2011 begonnenen Syrien-Konflikt wurden bereits Hunderttausende Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht.

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, appellierte am Dienstag an alle am Krieg beteiligten Parteien, die Kampfhandlungen in der Provinz Idlib einzustellen. "Das Leben von drei Millionen Menschen, darunter ein Drittel Kinder, wird akut bedroht", warnte sie. Hunderttausende Menschen aus ganz Syrien, die in Idlib in den vergangenen Jahren Schutz vor den Kämpfen gesucht hätten, lebten ohnehin in unwürdigen Umständen, beengt in Notunterkünften oder Zeltlagern.