Umfrage: Nato verliert unter EU-Bürgern an Rückhalt

Köln (epd). Das nordatlantische Militärbündnis Nato hat in den letzten Jahren an Rückhalt unter den EU-Bürgern verloren. Wie das Marktforschungsinstitut YouGov am Donnerstag in Köln mitteilte, sank die Zahl der Deutschen, die eine Mitgliedschaft ihres Landes in dem Bündnis befürworten, zwischen 2017 und 2019 von 68 auf 54 Prozent. Auch in anderen EU-Staaten gab es ähnliche Entwicklungen.

In Großbritannien ging der Rückhalt für das Bündnis unter den Bürgern in dem Zeitraum von 73 auf 59 Prozent zurück, in Frankreich von 54 auf 39 Prozent. Zugleich sei die generelle Ablehnung der Bürger gegenüber der Nato aber nicht angestiegen und der Großteil der befragten Europäer unterstütze das Bündnis weiterhin, hieß es. 

Die repräsentative Umfrage fand vor dem Hintergrund des 70-jährigen Bestehens der Nato statt, das am Donnerstag in Washington begangen wurde. Für die Erhebung hatte YouGov fast 8.000 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und den USA vom 13. bis 27. März mittels standardisierter Online-Interviews befragen lassen. 

Laut YouGov hat sich die Einschätzung der US-Amerikaner gegenüber dem Bündnis nicht so stark verändert wie in den EU-Ländern, allerdings sind die US-Amerikaner grundsätzlich skeptischer gegenüber dem Nutzen der Nato. So befürworten derzeit 44 Prozent der Bürger die Mitgliedschaft der USA in der Nato, zwei Jahre zuvor waren es noch 47 Prozent. 

Das Thema "Bündnishilfe" - also die Unterstützung eines Nato-Landes durch ein Partnerland im Falle eines militärischen Angriffs - fand mehr Zustimmung als Ablehnung: So gab die Mehrheit der Amerikaner (57 Prozent), Briten (66 Prozent), Franzosen (53 Prozent) und Deutschen (58 Prozent) an, die Bündnishilfe zu unterstützen. Allerdings herrschten je nach Land unterschiedliche Einschätzungen zu der militärischen Beistandspflicht. Sollte der Nato-Mitgliedsstaat Türkei von Russland überfallen werden, würden sich nur 14 Prozent der Deutschen und 18 Prozent der Franzosen für eine militärische Unterstützung durch ihr Land aussprechen. Gegen eine militärische Beteiligung sprachen sich 68 Prozent der Deutschen und 48 Prozent der Franzosen aus. 

Unter den Deutschen gab es zudem eine relative Mehrheit, die im Falle eines militärischen Angriffs auf die USA keine Bündnishilfe leisten wollten. 41 Prozent sprachen sich gegen eine militärische Unterstützung aus, 31 Prozent dafür. Bei den befragten US-Amerikanern fand sich dagegen eine klare Mehrheit für eine militärische Unterstützung Deutschlands im Falle eines Angriffs: 54 Prozent der befragten US-Amerikaner befürworteten einen solchen Schritt, 15 Prozent nicht.