Umfrage: Angst vor deutscher Kriegsbeteiligung wächst

Wiesbaden (epd). Die Angst der Bürgerinnen und Bürger vor einer Kriegsbeteiligung Deutschlands wächst. 55 Prozent von 1.099 online in einer Umfrage Befragten äußerten die Furcht, dass Deutschland in einen Krieg verwickelt werde, teilte die für die Erhebung verantwortliche R+V Versicherung am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei dies ein Anstieg um 13 Prozentpunkte. Die Umfrage war eine Sonderbefragung zur jährlich aktualisierten Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“.

Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei die Kriegsangst „so groß wie noch nie in diesem Jahrtausend“, sagte Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. Eine noch größere Kriegsangst habe es nur einmal in den vergangenen 30 Jahren der Studie gegeben: 1999 während des Kosovo-Krieges äußerten 60 Prozent der Befragten Furcht vor einer Beteiligung Deutschlands an einem Krieg.

Die Umfrage zeigt auch, dass mit 66 Prozent mehr Menschen in Ostdeutschland eine Kriegsbeteiligung fürchteten, während es in Westdeutschland 53 Prozent der Befragten seien. Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki führte diese Unterschiede auf die unterschiedliche Geschichte zurück: „In der DDR wurden die Kriegserfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg anders aufgearbeitet als in der BRD. Das kollektive Gedächtnis hinsichtlich der Besatzermächte unterscheidet sich und das wirkt sich auf die Kriegsangst aus.“

Die Erhebung fragte zudem nach der Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich der Verteidigungsfähigkeit des Landes. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass 63 Prozent der Befragten befürchteten, dass Deutschland sich im Kriegsfall nicht verteidigen könne. Im vergangenen Sommer lag dieser Wert noch bei 40 Prozent.