Umfrage: 54 Prozent für Aufnahme russischer Kriegsdienstverweigerer

Köln (epd). Eine knappe Mehrheit der Deutschen befürwortet laut ARD-Deutschlandtrend die Aufnahme russischer Kriegsdienstverweigerer. 54 Prozent der Deutschen würden dies unterstützen, wie die am Donnerstag vom WDR in Köln veröffentlichte Umfrage unter 1.307 Wahlberechtigten ergab. 35 Prozent seien dagegen. Vor allem Anhängerinnen und Anhänger der Grünen (79 Prozent), SPD (64 Prozent), Linken (57 Prozent) und Union (55 Prozent) würden eine Aufnahme unterstützen, hieß es.

Mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) hat laut Umfrage aktuell sehr große oder große Sorgen, dass Deutschland direkt in den Ukraine-Krieg hineingezogen werden könnte. 43 Prozent machten sich darüber wenig oder gar keine Sorgen. Eine Mehrheit von 57 Prozent der Befragten sei gar nicht oder wenig zufrieden mit dem Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg. 37 Prozent gaben an, sehr zufrieden oder zufrieden zu sein.

Die aktuellen Sanktionen gegen Russland gehen den Ergebnissen zufolge für mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Befragten nicht weit genug. 31 Prozent gaben an, sie hielten die Maßnahmen für angemessen. 24 Prozent der Befragten vertraten hingegen die Meinung, die Sanktionen gingen zu weit.

Mit Blick auf die militärische Unterstützung der Ukraine gaben 47 Prozent an, die Bundesregierung sollte dabei eher zurückhaltend sein, um Russland nicht zu provozieren. 43 Prozent forderten hingegen, die Bundesregierung solle bei der militärischen Unterstützung entschlossen agieren und Härte gegenüber Russland zeigen.

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax spricht sich für die Aufnahme russischer und ukrainischer Kriegsdienstverweigerer aus. „Jeder Mensch hat das Recht, den Militärdienst aus Gewissensgründen zu verweigern“, schrieb der Vorsitzende der katholischen Kommission, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf. „Diese Entscheidung muss von den entsprechenden staatlichen Stellen respektiert werden.“

Die Bundesregierung solle sich für ein Verfahren innerhalb der EU einsetzen, das jenen Schutz und Sicherheit biete, die ernste Gewissensgründe für ihre Kriegsdienstverweigerung gelten machten, hieß es in dem Aufruf weiter. Es sei dabei jedoch zu beachten, dass dabei „die berechtigten Sicherheitsinteressen unserer osteuropäischen Partner“ gewahrt blieben. Viele Staaten im Osten Europas, etwa Polen oder die baltischen Länder, haben die Aufnahme geflohener russischer Männer abgelehnt, weil sie um ihre innere Sicherheit fürchten.

Die Deutsche Kommission Justita et Pax ist ein Forum katholischer Organisationen. Sie erarbeitet kirchliche Positionen für die internationale Arbeit der katholischen Kirche.