Ukrainekonflikt: Theologin für "klare Kante" und Dialog

Wuppertal, Fulda (epd). Die Kirchentagsgeneralsekretärin Kristin Jahn hat sich mit Blick auf den Ukraine-Krieg für klare Abgrenzung sowie für Dialogbereitschaft ausgesprochen. Es brauche beides: die klare Kante und die Bereitschaft zum Dialog, sagte sie in Wuppertal nach einer am Samstag verbreiteten Mitteilung des Kirchentages. Dieser Dialog könne nur ohne Feindbilder und mit einer klaren Trennung zwischen Tat und Person geführt werden, betonte die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. „Alles andere hieße, mit in den Kriegsgraben zu springen und genauso zu agieren wie Putin.“

Für die Kirche reiche es nicht aus, sich im Ukrainekonflikt hinter dem Tötungsverbot im Fünften Gebot zu verstecken. Es gelte Grenzen zu setzen, Grenzen zu sichern und nicht zuzusehen, wie ein Regent im Namen seines totalitären Weltbildes ein anderes Land zerstöre. „Aber dann gilt auch, alles dafür zu tun, damit ein Gespräch über Schritte hin zum Frieden, zum Beieinander des Differenten, wieder möglich wird“, sagte sie bei einem Besuch in der Gemarker Gemeinde in Wuppertal.

Sie sei keine Sicherheitsexpertin oder Politikerin, sie sei Theologin, sagte die Generalsekretärin mit Blick auf die Debatte um Waffenlieferungen in die Ukraine. Einige Theologen würden die Position vertreten, sich lieber erschießen lassen, als zur Waffe zu greifen. „Aber niemand von uns steht selbst an der Front“, sagte Jahn. Was sie im Augenblick des Angriffs tun würde, wisse sie nicht. „Aber ich weiß, dass Gott uns alle erschaffen hat - auch Putin und Selenski - und dass er das letzte Wort haben wird.“

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg statt. Er steht unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“ (Mk 1,15).