Tigray-Konflikt in Äthiopien spitzt sich zu

Frankfurt a.M./Addis Abeba (epd). In Äthiopien eskaliert der militärische Konflikt zwischen der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Regionalregierung in Tigray weiter. Ministerpräsident Abyi Ahmed warf der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) am Donnerstag schwere Verbrechen vor, wie der regierungsnahe Fernsehsender Fana BC berichtete. Soldaten der Regierungsarmee seien nach der Eroberung der Stadt Shiraro gefesselt und erdrosselt gefunden worden, erklärte Abiy demnach.

Abiy teilte am Donnerstag zudem mit, der Westen von Tigray sei unter der Kontrolle der Regierungsarmee und die TPLF sei nahezu geschlagen. Die Regionalregierung von Tigray hatte noch am Mittwoch die Mobilisierung der Bevölkerung angeordnet und den Notstand verhängt. Weil die Region weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, gab es aber keine unabhängige Bestätigung der Entwicklungen in Tigray.

Hilfsorganisationen warnten vor einer humanitären Krise. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sind seit Anfang der Woche mehr als 7.000 Menschen ins Nachbarland Sudan geflüchtet. Das International Rescue Committee (IRC) erklärte, diese Zahl könnte auf 100.000 steigen. Zurzeit sind der Hilfsorganisation zufolge bereits etwa zwei Millionen Menschen in Tigray auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Auslöser der militärischen Konfrontation war ein mutmaßlicher Angriff der TPLF auf eine Militärbasis Anfang November. Der Angriff verschärfte die seit Monaten bestehenden Spannungen zwischen Addis Abeba und Tigray. Die Regionalregierung hatte im September Wahlen abgehalten, obwohl das Parlament in Addis Abeba wegen der Corona-Pandemie alle Amtszeiten verlängert und sämtliche Wahlen verschoben hatte. Die TPLF fordert mehr Autonomie von der Regierung in Addis Abeba.