Tigray-Konflikt: Abiy ruft Bevölkerung zur Mobilisierung auf

Frankfurt a.M./Addis Abeba (epd). Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat die Bevölkerung aufgerufen, im Konflikt mit Kämpfern aus der Region Tigray zu den Waffen zu greifen. Es sei die Verpflichtung der Bürger, die Truppen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) zu „stoppen, vernichten und zu begraben“, schrieb Ahmed laut Berichten des Senders BBC vom Montag auf Facebook. Seit einem Jahr kämpfen Truppen der Zentralregierung und der gestürzten Regionalregierung um die Macht in der nordäthiopischen Region. Der Konflikt weitete sich seither auf andere Regionen aus.

Eigenen Angaben zufolge eroberte die TPLF in den vergangenen Tagen mehrere Orte in der an Tigray grenzenden Region Amhara. Ein TPLF-Sprecher erklärte, die Städte Kombolcha und Dessie rund 350 Kilometer nördlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba seien eingenommen worden. Eine unabhängige Bestätigung gab es jedoch nicht. Die Konfliktgebiete sind von der Außenwelt nahezu abgeschnitten, Internet und Hilfslieferungen werden von der Zentralregierung blockiert. Die TPLF erklärte, sie kämpfe gegen die Belagerung der Region. Die Regierung von Ministerpräsident Ahmed bestritt, die TPLF habe die Städte erobert.

Auslöser der Gewalt im langanhaltenden Machtstreit zwischen Zentral- und Regionalregierung war Anfang November 2020 ein Angriff auf eine Militärbasis, für den Abiy die TPLF verantwortlich machte. Regierungstruppen marschierten in Tigray ein. Nach einem schnellen Vormarsch der Streitkräfte eroberten Truppen aus Tigray in den vergangenen Monaten jedoch viele Gebiete wieder zurück.

Der Konflikt hat eine humanitärn Krise ausgelöst, durch die UN-Schätzungen zufolge 400.000 Menschen in Tigray im Zustand einer Hungersnot leben. Rund 5,2 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben. In den Regionen Afar und Amhara haben demnach 1,7 Millionen Menschen nicht genug zu essen.