Theologe: Verhandeln und keine Waffen für die Ukraine

Bad Bergzabern (epd). Der Vorsitzende des Arbeitskreises Ukraine-Pfalz der pfälzischen Landeskirche, Rudi Job, hat mit Blick auf einen drohenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine eine neue deutsche Ostpolitik gefordert. „Es sind Verhandlungen nötig, Waffenlieferungen an die Ukraine würden die derzeitige Situation nur verschärfen“, sagte der Ruhestandspfarrer am Freitag im südpfälzischen Bad Bergzabern dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa müsse auch die Interessen Russlands einbeziehen, sagte Job. Die Versuche von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), durch Verhandlungen in Washington und kommende Woche in Moskau eine drohende militärische Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine abzuwenden, müssten unterstützt werden. Auch die neu belebten Gespräche im „Normandie-Format“ zwischen Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine seien dabei hilfreich.

Nur eine Politik der militärischen Entspannung und Versöhnung im Geiste der Ostpolitik des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt könne einen drohenden Krieg verhindern, sagte der Ukraine-Experte. Aufgabe der Kirchen in Deutschland sei es dabei, „beharrlich und auch gegen Widerstände“ für eine friedliche Lösung des Konflikts einzutreten. Dazu müssten sie ihre Verbindungen zu Politik, Gesellschaft und zu den orthodoxen Kirchen in der Ukraine und in Russland nutzen. Aber auch Denkschriften und Appelle seien nützlich.

Die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland sollten ihrer Grundlinie treu bleiben, dass Konflikte nur auf friedlichem Wege gelöst werden könnten, sagte Job. Ein deutliches Wort der Kirchen werde bei der Bundesregierung durchaus gehört, auch im Ukraine-Konflikt. „Man muss den Mund aufmachen, weil es notwendig ist“, sagte Job. Zudem sollten die Kirchen den Aufbau demokratischer Strukturen in der Ukraine fördern, die sich hin zu einem autoritären Staat entwickele.

Der frühere Pfälzer Bauernpfarrer und Dekan von Obermoschel, Rudi Job, ist langjähriger Vorsitzender des vor 30 Jahren gegründeten landeskirchlichen Arbeitskreises Ukraine-Pfalz. Dieser setzt sich für Versöhnung, humanitäre Hilfe und den Austausch von deutsch-ukrainischen Studenten ein. Der Arbeitskreis zählte ursprünglich zehn Kirchengemeinden, heute gibt es noch zwei in Kaiserslautern und Lachen-Speyerdorf mit insgesamt 15 Personen.