Tausende Tigrayer laut Menschenrechtlern in Äthiopien festgehalten

Frankfurt a.M./Beirut (epd). Human Rights Watch wirft Äthiopien die Misshandlung Tausender aus Saudi-Arabien abgeschobener Tigrayer vor. Die äthiopischen Behörden halten viele der nach Äthiopien zurückgebrachten Angehörigen der Tigray-Volksgruppe widerrechtlich fest und misshandeln sie, wie die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung eines Berichts in Beirut mitteilte. Demnach wurden in den vergangenen Monaten Zehntausende äthiopische Staatsangehörige von Saudi-Arabien nach Äthiopien abgeschoben, darunter viele Tigrayer.

Laut der Menschenrechtsorganisation, die für den Bericht mit 23 aus Saudi-Arabien abgeschobenen Tigrayern gesprochen hat, werden Angehörige der ethnischen Gruppe widerrechtlich in Aufnahmezentren in der Hauptstadt Addis Abeba festgehalten. Einige der Rückkehrer seien auch in Haftzentren in der nördlichen Region Afar oder in den Süden des Landes gebracht worden. Dabei gebe es auch Berichte über Schläge und andere Misshandlungen. Oft würden die Familien der festgehaltenen Menschen nicht informiert.

Die Expertin für die Rechte von Flüchtlinge und Migranten bei Human Rights Watch, Nadia Hardman, forderte, die inhaftieren Abgeschoben freizulassen. Zugleich sollte Saudi-Arabien den gefährdeten Tigrayern Schutz bieten. Im vergangenen Jahrzehnt sind laut den Menschenrechtlern Hunderttausende Menschen aus Äthiopien nach Saudi-Arabien ausgewandert. Demnach werden auch in dem Wüstenstaat Migrantinnen und Migranten aus Äthiopien in Haftzentren festgehalten und zum Teil misshandelt.

Dem Bericht zufolge wurden seit vergangenem Juni zunehmend mehr Menschen nach Äthiopien abgeschoben, wo sich seit November 2020 die Zentralregierung sowie die Partei Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) bekriegen. Zuletzt gab es immer wieder Berichte von Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen, wonach die äthiopischen Behörden zunehmend gegen Angehörige der Tigray-Volksgruppe vorgehen, weil sie ihnen angebliche Verbindungen zur TPLF nachsagen. Der UN-Menschenrechtsrat will mögliche Kriegsverbrechen aller Konfliktparteien von einer Kommission untersuchen lassen.