Streitkräfte rechnen weltweit mit Folgen aus dem Klimawandel

Hamburg (epd). Der weltweite Klimawandel ist mittlerweile auch Thema der Militärstrategie zahlreicher Staaten. Einer Studie der Universität Hamburg zufolge erwähnen alle 38 untersuchten Staaten den Klimawandel in ihren offiziellen Strategiepapieren. Die meisten Länder erwarteten, ihre Streitkräfte vermehrt in der Katastrophenhilfe einsetzen zu müssen, teilte die Universität mit. Eine kleine Gruppe gehe in Zukunft auch von mehr kriegerischen Einsätzen aus. Lediglich sechs Länder, unter ihnen die Schweiz und Russland, erwarteten durch den Klimawandel keinerlei Auswirkungen auf die Streitkräfte.

Die größte Gruppe mit 27 Ländern erwartet mehr extreme Naturereignisse und daher einen verstärkten Einsatz des Militärs in der Katastrophenhilfe im In- und Ausland. Sechs Länder (USA, Großbritannien, Japan, Frankreich, Rumänien und Irland) gehen außerdem davon aus, dass ihre Streitkräfte künftig humanitäre Hilfe in komplexen Einsätzen leisten werden. Diese können aus einer Kombination von ökologischen und politischen Spannungen wie Wasserknappheit und Ressourcenkonkurrenz entstehen und zum Beispiel Flüchtlingsbewegungen zur Folge haben.

Nur vier Länder (USA, Großbritannien, Kanada und Frankreich) erwarten in Zukunft mehr militärische Auseinandersetzungen aufgrund des Klimawandels. "Nur Kanada hat hier bisher konkret gehandelt und mehrere Fregatten bestellt", sagte Michael Brzoska vom Klima-Exzellenzcluster CliSAP der Universität. "Als Anrainerstaat der Arktis möchte Kanada militärisch Präsenz zeigen, sollte durch das erwartete Abschmelzen des Eises hier in Zukunft ein Wettbewerb um Bodenschätze entstehen."

Großbritannien und die USA sehen ihr Militär laut Studie auch als potenzielles Opfer des Klimawandels. So könnten zum Beispiel marine Militärbasen in Übersee durch den Meeresspiegelanstieg unbrauchbar werden. Die beiden Länder sind zudem die einzigen, die bisher wissenschaftliche Studien zu dem Thema in Auftrag gegeben haben.

Insgesamt seien viele Staaten sehr unsicher, welche Folgen Klimaänderungen für das Militär haben könnten, sagte Brzoska. Er sei froh, dass der Klimawandel allgemein nicht als eine Gefährdung der nationalen Sicherheit gesehen werde. Dies könnte die Tendenz zur Aufrüstung verstärken.

Neun Länder möchten die Streitkräfte selbst "grüner" und klimafreundlicher gestalten. So gibt es bereits in Großbritannien und den USA Vorgaben für die Streitkräfte, den CO2-Verbrauch zu drosseln. Allerdings gelten diese Sparziele nicht für Kampfeinsätze. Brzoska hat für seine Studie die offiziellen Dokumente zur nationalen Sicherheitspolitik zwischen 2002 und 2013 untersucht. Erschienen ist seine Studie jetzt im Fachjournal "International Journal of Climate Change Strategies and Management".