Stäblein: Gewalt im Namen Gottes ist Missbrauch der Religion
Berlin (epd). Vor dem Hintergrund religiöser Motive in bewaffneten Konflikten hat der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein die versöhnenden Aspekte von Glaubensgemeinschaften betont. „In allen Religionen steckt die Kraft und der Wille zum Frieden“, sagte er am Donnerstag in Berlin dem RBB-Sender Radioeins. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gestand zugleich ein, dass in allen Religionen in der Geschichte auch das Moment des Unfriedens enthalten war. „Wer Religion mit Gewalt in Anschlag bringt, missbraucht Gott und missbraucht auch die Religion“, sagte Stäblein.
Nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel seien die Folgen des Krieges auf beiden Seiten furchtbar. Es gebe eine große Sehnsucht danach, wieder zu einem friedlichen Miteinander zu kommen. Stäblein verurteilte erneut die Zunahme antisemitischer Vorfälle in Deutschland seit dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober. „Dass wir bei uns wieder so viel schrecklichen Antisemitismus infolgedessen haben, finde ich ganz furchtbar.“ Jüdinnen und Juden müssten in Deutschland sicher leben können.
Mit Blick auf die Mitte November veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung sagte Stäblein, Menschen seien oft enttäuscht von der Kirche. Die Abwendung vieler Menschen von den Kirchen führt der Bischof letztlich auf den Umstand zurück, dass sie Glaubensfragen als nicht relevant für ihr Leben erachten. Der Untersuchung zufolge wird der Anteil der christlich-konfessionell gebundenen Menschen in Deutschland bereits im nächsten Jahr unter 50 Prozent sinken.