Sorge um Zuspitzung des Kaschmir-Konflikts

Dubai/Neu-Delhi (epd). Pakistan will einen gefangenen indischen Kampfpiloten bereits am Freitag ausliefern. Wie pakistanische Medien am Donnerstag berichteten, soll der Oberstleutnant am Wagah-Grenzübergang nahe der indischen Stadt Amritsar freigelassen werden. Pakistans Regierungschef Imran Khan sprach von einer "Friedensgeste". Pakistan hatte den Piloten am Mittwoch festgenommen, nachdem dessen MiG-21-Jet auf pakistanischem Boden abgestürzt war. 

Pakistan behauptet, zwei indische Kampfflugzeuge abgeschossen zu haben. Angesichts der kriegsähnlichen Situation bleibt der pakistanische Luftraum bis Donnerstagnacht weiter für kommerzielle Flüge gesperrt. Indien hat viele zivile Flugverbindungen im Norden des Landes ausgesetzt. Aufgrund der Lage wurden zahlreiche internationale Flüge von und nach Asien gestrichen.

Der Konflikt zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan um Kaschmir hatte in den letzten Tagen gefährliche Formen angenommen. Am Dienstag hatten indische Kampfjets ein angebliches Trainingscamp der Terrororganisation Jaish-e-Mohammed nahe der Stadt Balakot im pakistanischen Teil von Kaschmir angegriffen. Es war das erste Mal seit dem indisch-pakistanischen Krieg von 1971, dass indische Kampfflugzeuge in den von Pakistan kontrollierten Luftraum eingedrungen sind.

Der Südasien-Experte Christian Wagner zeigte sich besorgt über die Zuspitzung des Kaschmir-Konflikts. Die Gefahr liege vor allem in einer Verschiebung der "roten Linien" zwischen den verfeindeten Atommächten, sagte der Fachmann der Stiftung Wissenschaft und Politik am Donnerstag im Deutschlandfunk. Ein offener Krieg zwischen beiden Ländern stehe dennoch nicht unmittelbar bevor.

In den Aufständischen sieht der Experte die größte Gefahr in der Region. Der pakistanische Staat habe solche Gruppen in der Vergangenheit immer wieder genutzt, um seine Interessen durchzusetzen, auch wenn sie offiziell dort verboten seien. 

"Unsere Bemühung um Deeskalation heißt nicht, dass wir Angst haben", erklärte Pakistans Premier Khan im Parlament in Islamabad. "Wir haben einen indischen Piloten. Als Geste des Friedens werden wir ihn morgen freilassen". Khans Ruf nach einem Dialog mit dem verfeindeten Nachbarstaat stieß bei Indiens Premierminister Narendra Modi auf taube Ohren. Modi, der sich im Mai Neuwahlen stellen muss, ist unter Druck, Stärke zu demonstrieren, nachdem mindestens 46 indische Soldaten in Kaschmir bei einem Terroranschlag ums Leben kamen. 

Indien beschuldigt Pakistan, hinter dem Anschlag der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed zu stecken. Pakistan weist hingegen alle Anschuldigungen von sich. Seither wächst die Furcht vor einer Eskalation zwischen den beiden verfeindeten Atommächten, die bereits drei Kriege gegeneinander geführt haben. Beide Länder verfügen über zusammen knapp 300 Atomsprengköpfe, von denen jeder etwa die Stärke der über Hiroshima abgeworfenen Bombe hat. 

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sieben Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Separatisten im indischen Teil von Kaschmir kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, das mehrheitlich hinduistisch ist. Es kommt immer wieder zu Unruhen und Aufständen in der Region.

Der Südasien-Experte Christian Wagner hat sich besorgt über die Zuspitzung des Kaschmir-Konflikts zwischen Indien und Pakistan geäußert. Die Gefahr liege vor allem in einer Verschiebung der "roten Linien" zwischen den verfeindeten Atommächten, sagte der Fachmann der Stiftung Wissenschaft und Politik am Donnerstag im Deutschlandfunk. So habe Indien zum ersten Mal seit 1971 pakistanisches Staatsgebiet aus der Luft angegriffen. Ein offener Krieg zwischen beiden Ländern stehe dennoch nicht unmittelbar bevor. 

"Positiv ist, dass die Außenministerien in beiden Ländern eigentlich eher deeskalieren", betonte Wagner. Beide Staaten hätten deutlich gemacht, dass sich ihre Angriffe nicht gegen Militäreinrichtungen der Gegenseite richteten. Die Rolle der Atomwaffen beider Länder beurteilt Wagner zwiespältig: Die nukleare Bedrohung schrecke zwar von einem Krieg ab, destabilisiere die Situation aber auch, "weil sie natürlich auch der Schutzschild für militante Gruppen ist, um ihre Angriffe weiter fortzusetzen".

In den Aufständischen sieht der Experte die größte Gefahr in der Region. Der pakistanische Staat habe solche Gruppen in der Vergangenheit immer wieder genutzt, um seine Interessen durchzusetzen, auch wenn sie offiziell dort verboten seien. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung im indischen Teil Kaschmirs spiele den militanten Gruppen in die Hände.

Der Kaschmir-Konflikt war am Mittwoch mit dem Abschuss von zwei indischen Kampfjets eskaliert. Zuvor hatte die indische Luftwaffe ein mutmaßliches Terrorcamp im pakistanischen Teil Kaschmirs angegriffen - als Reaktion auf einen Anschlag auf einen indischen Militärkonvoi mit 40 Toten am 14. Februar. Zu dem Anschlag hatte sich die Terrororganisation Jaish-e-Mohammed bekannt, die offenbar von Pakistan aus operiert.

Kaschmir ist seit mehr als sieben Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan. Es wurden bereits mehrere Kriege um die mehrheitlich muslimische Region im Himalaya geführt, die provisorisch zwischen beiden Ländern geteilt ist. Als Grenze dient eine Waffenstillstandslinie von 1949. Separatisten im indischen Teil Kaschmirs kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, dessen Bevölkerung mehrheitlich hinduistisch ist.