"Soldaten haben seelsorgerliche Begleitung verdient"

Ingolstadt (epd). Der Seelsorger Wolf Eckhard Miethke ist der neue Militärpfarrer in Ingolstadt. Am 31. Januar wird er vom Evangelischen Militärbischof Sigurd Rink (Berlin) in sein Amt eingeführt. Miethke hat bayerische Wurzeln: In den 1980er Jahren leistete er seinen Grundwehrdienst in Leipheim und studierte Evangelische Theologie in Neuendettelsau. Bis 2018 unterrichtete Miethke als Pfarrer im Schuldienst im südbadischen Lörrach. Sein Dienstsitz ist in der Pionierkaserne "Auf der Schanz" in Ingolstadt. Der 51-Jährige ist zuständig für die Standorte Erding, Freising, Ingolstadt, Manching und Münchsmünster.

epd: Herr Miethke, Sie waren drei Jahre bei den Windsbacher Knaben, welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit?

Miethke: Ich war sehr glücklich dort. Ich habe es sogar bereut, dass meine Eltern mich nach nur drei Jahren wieder nach Hause, nach West-Berlin, geholt haben. Seitdem ich selber Kinder habe, kann ich das aber gut verstehen. Ich bin damals nur vier Mal im Jahr nach Hause gekommen, was für einen Jungen von zehn Jahren nicht immer nur schön war. Trotzdem hat es mir gefallen, mit 30 Gleichaltrigen aufzuwachsen, das kann eine Familie nicht bieten. Das Singen war und ist mir bis heute eine Freude. Ohne die Auseinandersetzung mit den geistlichen Texten und Liedern wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, Theologie zu studieren.

epd: Warum hat sie die Stelle als Militärpfarrer angesprochen?

Miethke: Zum einen war mein Großvater mütterlicherseits im Generalstab der Wehrmacht, mein Großvater väterlicherseits Gründungsmitglied der Bekennenden Kirche und nach seiner Einberufung als Wehrmachtspfarrer tätig. Auch ich war vor Jahrzehnten als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr. Aber all das hat mit der heutigen Bundeswehr wenig bis gar nichts zu tun. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Soldatinnen und Soldaten seelsorgerliche Begleitung verdient haben. Denn wir haben eine Parlamentsarmee und somit sind die Soldaten in unser aller Auftrag unterwegs. Die Sinnhaftigkeit eines Einsatzes wird nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Bundeswehr immer heftig diskutiert. Auch ich muss die Einsätze und alles, was die Bundeswehr macht und machen muss, nicht immer für das einzig richtige Mittel halten. Aber ich halte es für richtig, dass man die Soldaten nicht alleine lässt mit den Erfahrungen, die sie dort machen müssen. 

epd: Wie kommt ein Militärpfarrer darauf, ein Buch über die Baseler Missionarin Erika Wuttke zu schreiben?

Miethke: Damals war ich noch kein Militärpfarrer, das hatte vor allem familiäre Gründe. Denn Erika Wuttke ist meine Urgroßtante, die ich lange Zeit nur dem Namen nach aus alten Familienbriefen kannte. Von Lörrach war es dann nur ein Steinwurf nach Basel. Die Basler Mission hat mir Aufzeichnungen von ihr und über sie zur Verfügung gestellt: Sie war eine der wenigen ledigen Frauen der damaligen Zeit, die für die Frauenmission in Indien tätig war. Ihr Lebensweg hat mich interessiert und fasziniert. Ursprünglich hatte ich den Text für mich und meine Kinder geschrieben, dann aber festgestellt, dass er zu schade für die Schublade war.