Sipri-Institut: Weltweite Waffenverkäufe nehmen wieder zu

Stockholm (epd). Internationale Rüstungsunternehmen verkaufen wieder mehr Waffen: Erstmals seit 2010 sind die Umsätze der 100 weltweit größten Rüstungsunternehmen gestiegen. Im vergangenen Jahr veräußerten die Waffenhersteller Rüstungsgüter und militärische Dienstleistungen im Wert von 374,8 Milliarden US-Dollar, wie das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm mitteilte. Das waren 1,9 Prozent mehr als 2015 und 38 Prozent mehr als im Jahr 2002, in dem Sipri die Trends im globalen Waffenhandel zu dokumentieren begann. Deutsche Rüstungsgegner fordern eine deutliche Einschränkung des Waffenhandels.

Vor allem US-Konzerne haben Sipri zufolge mehr Umsatz eingefahren. Russlands Rüstungsfirmen verzeichneten ebenfalls ein Plus. In Westeuropa blieben die Verkäufe im Schnitt stabil, allerdings sind laut den Forschern in den einzelnen Ländern unterschiedliche Trends erkennbar. Die Umsätze aus westeuropäischen Waffenverkäufen wuchsen gegenüber 2015 leicht um 0,2 Prozent auf 91,6 Milliarden US-Dollar. Während Rüstungsfirmen in Frankreich oder Italien im Schnitt weniger absetzten, machten britische und deutsche Unternehmen verstärkt Umsatz. 

Die rüstungskritische "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" warnte, dass Deutschlands Rüstungsindustrie sich in eine falsche Richtung entwickle. Statt Kriegswaffen und Munition zu produzieren, sollte diese auf Energie- und Gesundheitstechnik umstellen, forderte Christine Hoffmann von der katholischen Friedensbewegung "pax christi", einer Trägerorganisation von "Aktion Aufschrei".

Der Sipri-Forscher Pieter Wezeman führt die Steigerung von 6,6 Prozent in Deutschland insbesondere auf Zuwächse der Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann (plus 12,8 Prozent) und Rheinmetall (plus 13,3 Prozent) zurück. Beide Firmen gewännen durch die Nachfrage an Waffen aus Europa, Nahost und Südostasien.

"Unternehmen wie Rheinmetall profitieren vom Krieg und verdienen sich damit eine goldene Nase", warnte Charlotte Kehne von der "Aktion Aufschrei"-Trägerorganisation "Ohne Rüstung Leben", einer ökumenischen Friedensbewegung. Ihrer Meinung nach nehmen die Konzerne in Kauf, dass ihre Waffen bei Gewalttaten und Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden. 

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich kritisierte die deutsche Rüstungspolitik: "Die Zahlen strafen die Bekundungen der Bundesregierung von einer zurückhaltenden und verantwortungsvollen Exportpolitik Lügen." Deutsche Firmen erzielten wachsende Gewinne mit ihrer "tödlichen Produktpalette".

Mit einer Steigerung von vier Prozent auf insgesamt 217,2 Milliarden US-Dollar stehen die US-Konzerne an der Spitze weltweiter Rüstungsverkäufe. Die Sipri-Forscher führen das unter anderem auf US-Militäreinsätze im Ausland und eine Zunahme von Exporten zurück. Der weltweit größte Waffenproduzent Lockheed Martin erzielte eine Umsatzsteigerung von 10,7 Prozent. 

Unter den 100 größten Rüstungsunternehmen sind allein 38 Konzerne aus den USA gelistet. Deren Anteil am Gesamtumsatz der globalen Verkäufe betrug 57,9 Prozent. Der Anteil Russlands betrug 7,1 Prozent. Die Umsätze der zehn größten russischen Waffenfirmen wuchsen um 3,8 Prozent auf 26,6 Milliarden US-Dollar.